Krypto-Investor aufgepasst: Diesen Einflussfaktor musst du kennen
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Pascal Hügli
Redaktor
Genie und Wahnsinn liegen bekanntlich sehr nahe bei einander. Oder auf die Finanzwelt übertragen: Zwischen Risiko und Chance herrscht immer ein schmaler Grat. Rendite geht schliesslich immer mit Risiko einher.
Besonders eindrücklich wird uns diese Binsenwahrheit durch den Kryptomarkt vor Augen geführt. Was heute noch als grossartiger Blockchain-Durchbruch eingestuft wird, kann sich morgen bereits als Irrsinn herausgestellt haben. Wie für die Finanzwelt im Allgemeinen gelten für Krypto im Besonderen die gleichen Gesetzmässigkeiten – nur eben um ein Vielfaches verstärkt.
Klar, die Entwicklung rund um blockchain-basierte Vermögenswerte, digitales Geld und On-chain-Finanzapplikationen ist jung und die Trial-und-Error-Phase daher noch in vollem Gang. Eine kollektive Findungsphase produziert gezwungenermassen auch immer Schall und Rauch. Echte Innovationen benötigen nun einmal Zeit, um sich als solche durchzusetzen. Wo gehobelt wird, da fallen Späne und viele davon werden im Mülleimer der Geschichte verschwinden. So viel ist sicher.
Social Media und Krypto: ein explosiver Cocktail
Aus Sicht eines Investors stellt sich die Frage: Wie können die Späne vermieden werden, sodass man am Ende möglichst nur die eigentliche, wertvolle Skulptur in den eigenen Händen vorfindet? Natürlich gibt es dafür kein sicheres Patentrezept. Wer aber die grundlegende Einflussfaktoren des Kryptomarktes und die damit zusammenhängenden Dynamiken kennt, hat grössere Chancen, als Investor die Spreu vom Weizen trennen zu können.
Eine dieser entscheidenden Einflussfaktoren ist die Verflechtung von Social Media und der Kryptowelt. Letzterer liegen digitale Kryptowerte zugrunde, welche über Peer-to-Peer-Computernetzwerke herausgegeben werden. Zwar müssen diese Netzwerke nicht zwingend dezentralisiert sein, doch ist die die Lancierung von Coins oder Token über die virtuell anmutenden Technologien einfach und ohne zentralen Intermediär möglich.
Ähnlich hat es Social Media ermöglicht, eigene Inhalte direkt über das Internet mit anderen zu teilen. Meinungsäusserung ist nicht mehr zwingend an autorisierte Drittparteien wie Medienunternehmen geknüpft. Diese grundlegende Gemeinsamkeit hat bereits früh in der Entwicklung von Krypto den Nährboden für eine Verschmelzung der beiden Bereiche gelegt und befruchtet diese bis zum heutigen Tag, was die Verwobenheit scheinbar nur noch immer stärker werden lässt.
Konkret tummelt sich die Krypto-Community aktuell auf Social-Media-Plattformen wie Reddit, Telegram, Youtube, Instagram, TikTok und vor allem auch Twitter. Krypto-Projekte nutzen ihre Social-Media-Kanäle als primäre Quelle, um ihren Go-Live, ihre Produkt-Updates oder von ihnen angestrebte Fortschritte bekannt zu geben. Auf der Vogel-App wird in sogenannten Twitter-Spaces inbrünstig bis reisserisch diskutiert. Innerhalb von Telegram wiederum ziehen Pump-und-Dump-Gruppen zahlreiche Nutzer in ihren Bann. Und über Youtube, Instagram und TikTok teilen Finfluencer (Wortkombination aus «Finance» und «Influencer») ihre vermeintlichen Handels- oder Airdrop-Gewinne mittels «Shorts», «Reels» oder «TikToks».
Zum falschen Bild von Kryptogewinnen
Was eigentlich einleuchtet, doch allzu oft vergessen wird: Ungeachtet ihrer vielen Vorteile, die sozialen Medien sind auch Dynamiken unterworfen, die zu Verzerrungen führen. Neben einer kurzfristigen Denke und einer rastlosen Ungeduld, bei der Influencer-Accounts nicht selten ihren Ruf für schnelles Geld riskieren, wird auch eine völlig unzutreffende Realität in Bezug auf Erfolg und Misserfolg forciert.
Die vielen Beiträge über astronomisch hohe Kursgewinne, profitable Kryptowährungs-
Picks und gut getimte Markteintritte erwecken einen falschen Eindruck, und zwar denjenigen, wonach Krypto das grosse Freiluft-Casino sei, das es beinahe jedem ermöglicht, schnell viel Geld zu verdienen. Diese falschen Vorstellungen wurden erst kürzlich durch das Drama um den Memetoken PEPE einmal mehr genährt.
Dieser Krypto-Token wurde vor wenigen Wochen gegründet. Nachdem Twitter-Account, Telegram-Gruppe und weitere Social-Media-Präsenz geschaffen waren, wurde die Lancierung des Memetoken «offiziell» angekündigt. Es entstanden Reddit-Foren und der Fun-Token fand immer mehr Erwähnung.
Innerhalb weniger Stunden hatte der PEPE-Twitter-Account bereits mehrere 10’000 Followers.
Nach den ersten grossen Preissteigerungen machten dann auch die ersten Social-Media-
Beiträge die Runde. Diese zeigten, wie sich wenige US-Dollar scheinbar mittels PEPE-Kurssteigerungen in USD 1 Million gewandelt hatten:
Marathon und kein Sprint
Natürlich handelt es sich dabei nur um Buchgewinne, die nur schwer zu realisieren sind. Nichtdestotrotz befördern derartige Posts die Spekulationslaune von zahlreichen nicht geübten Tradern und Investoren. Diese – und das ist die überwiegende Mehrzahl aller Memetoken-Käufer – werden dann zur Exit-Liquidität von einigen wenigen, während die Mehrheit Verluste einfährt. Denn immer wieder zeigt sich dasselbe Bild: Memetokens sind hoch zentralisiert und verzeichnen einige wenige Halter, die grosse Summe besitzen. Auch zeichnet sich stets aufs Neue die sogenannte McDonalds-Chartformation ab, die auf eine Doppeltop hinweist und das Ende eines solchen Token-Hypes signalisiert.
Seriöse Krypto-Begeisterte, die aufgrund unzureichender Trader-Kenntnisse die Finger davon lassen, sind durch solche Posts und Memetoken längst nicht mehr zu beeindrucken. Jeder, der sich bereits länger in der Kryptowelt befindet, weiss um die verzerrten Anreize, ungleich langen Spiesse und die übertriebenen, leeren Versprechungen. Auch weiss der eingefleischte Krypto-Enthusiast: Was das Investieren anbelangt, so handelt es sich bei Kryptoassets um einen steinigen Marathon und keineswegs bloss um einen schnellen Sprint auf einer Tartanbahn mit klar vorgezeichneter Laufbahn.
Wenn die Wahrnehmung täuscht
Bedauerlicherweise scheint das vielen Aussenstehenden noch immer kaum bewusst zu sein. Viel zu oft dringen die Meldungen über exorbitante Profite ungefiltert an die Kryptoaussenwelt heran und nur selten wird ihnen der richtige Kontext gegeben. Hier schlägt die Dynamik von Social Media voll zu Buche, werden doch gerade reisserische wohl aber unrealistische Post durch die Algorithmen befeuert.
Die enge Verbindung von digitalen Vermögenswerten mit den sozialen Medien fördert letztlich die Kurzfristigkeit, weshalb selbst Bitcoin, Ether und andere vielversprechende Kryptoassets noch immer von vielen als kurzfristige Chancen betrachtet werden. Doch gibt es gerade innerhalb der Kryptowelt mehr und mehr Investoren, die Bitcoin und Co. eher als «Long-term Plays» und nicht als blosse Eintagsfliegen sehen.
Das muss natürlich nicht heissen, dass man nur in «langweilige» Blue-Chip-Kryptos investieren kann. Wer den Blick über die Top 100 aller Kryptos hinauswagt, kann auch dort das eine oder andere vielversprechende Projekt ausmachen. Doch dazu in einem späteren Beitrag mehr. Fürs erste gilt es noch diesen Hinweis anzubringen: Für alle, die es interessiert, wie man in Krypto die Ausdauer aufbringen kann, um diesen Marathon zu laufen, dem sei folgender Video-Podcast auf Englisch empfohlen: www.youtube.com/watch?v=udgu2O3MZ-Q