

Kupfer: Ein brisantes Metall
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Serge Nussbaumer
Chefredaktor
Mit seinem Zollhammer hat Donald Trump der Rallye bei Kupfer ein jähes Ende bereitet. An der Bedeutung des Industriemetalls für Wohlstand und Fortschritt ändert das aber nichts. Insofern könnte die Korrektur sowohl beim Rohstoff selbst als auch bei den Aktien des Sektors eine Chance bieten.
Am 2. April unterzeichnete Donald Trump die bereits 111. Executive Order (EO) seiner zweiten Amtszeit. Mit seiner Unterschrift löste der US-Präsident ein weltweites Beben aus. Die EO mit der laufenden Nummer 14257 sieht umfassende Zölle auf Importe in die USA vor. Zwar hat Trump damit nur umgesetzt, was er bereits im Wahlkampf angedroht hatte. Doch die neuen Zölle – die Handelspartner China und EU werden mit 34% bzw. 20% belastet – sind höher als erwartet. Die Kapitalmärkte reagierten mit einem dramatischen Ausverkauf. Neben Aktien gerieten auch viele Rohstoffe unter Druck.
Zick-Zack-Kurs
Das gilt auch und gerade für Kupfer: An der US-Warenterminbörse Comex brach der Future auf das wichtigste Industriemetall innerhalb von drei Tagen um bis zu 14% ein. Nur eine Woche vor Trumps Zollhammer hatte der Kontrakt noch ein Allzeithoch erreicht. Auch hier spielte die US-Politik eine Rolle. Am 20. März unterzeichnete der Präsident die EO 14241 zu Bodenschätzen. Trump will die Produktion wichtiger Rohstoffe in den USA forcieren. Die zuständigen Behörden werden aufgefordert, Listen mit Projekten zu erstellen, die besonders schnell genehmigt werden können. Gleichzeitig hat die US-Regierung die Liste der kritischen Rohstoffe erweitert. Neben Uran, Pottasche und Gold steht nun auch Kupfer auf der Liste. Das Industriemetall ist für Wohlstand und Fortschritt unverzichtbar. Aufgrund seiner besonderen Eigenschaften wie Verformbarkeit, Korrosionsbeständigkeit und Leitfähigkeit wird Kupfer im Bauwesen, im Fahrzeugbau und in der Elektrotechnik eingesetzt. Als zusätzlicher Treiber hat sich in den letzten Jahren die Energiewende erwiesen.
Gekippte Marktbilanz
Neben Trumps Rohstofferlass trieben Spekulationen, die USA könnten Zölle auf Kupferimporte erheben, das Metall auf sein jüngstes Hoch. Diese Vermutung bestätigte sich jedoch zunächst nicht. Zusammen mit anderen kritischen Mineralien, Pharmazeutika, Halbleitern und Holzprodukten blieb Kupfer beim Rundumschlag im Rosengarten vor dem Weissen Haus aussen vor. Allerdings steht der Kupfermarkt seit dem 2. April Kopf. Bis dahin bestimmte eine drohende Verknappung das Geschehen. Nun sorgt ein möglicher Nachfragerückgang für maximale Verunsicherung. Laut J.P. Morgan ist das Risiko einer globalen Rezession von 40% auf 60% gestiegen. Man darf gespannt sein, wie der Bergbausektor die Lage einschätzt. Am 24. April wird die International Copper Study Group (ICSG) ihre aktualisierte Prognose vorlegen.
Im vergangenen Jahr reichte das weltweite Kupferangebot erstmals seit der Finanzkrise 2009 wieder aus, um die Nachfrage zu decken. Zuletzt schien sich das Blatt wieder zu wenden. Bis einschliesslich Januar 2025 war der Markt in drei aufeinander folgenden Monaten unterversorgt. Für das laufende Jahr erwartet die ICSG in ihrer Herbstprognose einen weltweiten Kupferüberschuss von knapp 200’000 Tonnen. Fest steht, dass die USA bei dem Industriemetall stark vom Ausland abhängig sind. Rund 40% des Bedarfs werden importiert. Der weltweit grösste Kupferabnehmer ist China. Peking sieht den jüngsten Tiraden aus Washington nicht tatenlos zu und hat seinerseits zusätzliche Zölle von 34% auf Waren aus den USA verhängt.
Investieren in Kupfer
Wann sich das derzeitige Chaos auflösen wird, ist schwer abzuschätzen. Immerhin hat Trump bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert. Eine Lösung könnte für Kupfer zu einer Trendwende nach oben führen. Denn an der Bedeutung des Industriemetalls ändert die US-Politik nichts. Hinzu kommt, dass Regierungen und Notenbanken gerade nach den jüngsten Turbulenzen der Wirtschaft mehr denn je unter die Arme greifen dürften. Neben Zinssenkungen sind staatliche Konjunkturprogramme ein mögliches Mittel. Deutschland plant bereits milliardenschwere Investitionen in Rüstung, Infrastruktur und Klimaschutz. China ist seit geraumer Zeit dabei, makroökonomische Impulse zu setzen.
Gerade für Anleger mit einem positiven Grundszenario könnte der Zeitpunkt für ein Engagement im wichtigsten Industriemetall günstig sein. An Möglichkeiten, die «Kupfer-Karte» zu spielen, mangelt es nicht. Eine Partizipation am Rohstoffpreis bietet das Tracker-Zertifikat CLPCIU. Hier verfolgt die UBS das Industriemetall mit der Indexmethodik CMCI. Dabei wird das gesamte Laufzeitenspektrum der Futures abgedeckt. Zudem findet ein permanenter Austausch der Positionen statt. Auf diese Weise versucht der Basiswert, die für Rohstoffinvestments typischen Unwägbarkeiten – Stichwort «Contango-Falle» – zu umgehen.
Globale Bergbauauswahl
Eine Alternative zur Positionierung im Rohstoffsektor selbst bieten Aktien aus dem Bergbausektor. Es überrascht nicht, dass diese Titel stark unter die Räder gekommen sind. Beispiel Freeport McMoRan: Der Minenkonzern aus Phoenix/Arizona ist einer der weltweit führenden Kupferproduzenten und der grösste Anbieter in den USA. Nach dem Zollschock verlor Freeport McMoRan innerhalb von zwei Tagen bis zu knapp ein Viertel seiner Marktkapitalisierung. Dabei gilt das Unternehmen, das eine von nur zwei Kupferschmelzen in den USA betreibt, eigentlich als Profiteur von Trumps protektionistischer Politik. Laut CEO Kathleen Quirk könnte die Aufnahme des Industriemetalls in die Liste der kritischen Mineralien dem Unternehmen einen jährlichen Steuervorteil von mehr als USD 500 Millionen bringen. Das nützt natürlich wenig, wenn eine Rezession die Nachfrage einbrechen lässt.
Für Anleger, die nicht vom Schlimmsten ausgehen, könnte das Tracker-Zertifikat ZCOPMV auf den Coppers Miners Basket eine Einstiegsgelegenheit sein. Die Bank Vontobel kombiniert darin Freeport McMoRan mit 12 weiteren Bergbauaktien. Dazu gehören neben Kupferproduzenten aus Nord- und Südamerika auch zwei chinesische Unternehmen sowie der Schweizer Branchenriese Glencore. Die Laufzeit des in USD denominierten Trackers endet in zwei Jahren – mal sehen, wie lang die Liste der Executive Orders von Donald Trump bis dahin sein wird.
