Managed Futures: Retter in der Not
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Serge Nussbaumer
Chefredaktor
Trendfolgestrategien aus Long- und Short-Positionen haben sich in vielen Krisen bewiesen und sich als Stabilisator im Portfolio einen Namen gemacht. Die Entwicklung in der Vergangenheit ist allerdings keine Garantie für künftige Ergebnisse. Anleger müssen also genau hinsehen, wenn sie sich dieser speziellen Anlageklasse nähern möchten.
Mit zunehmender Digitalisierung haben in den vergangenen Jahrzehnten auch immer mehr Computerprogramme das Handeln an den Börsen mitbestimmt. Zahlreiche Investitionen an den Finanzmärkten werden nicht mehr von Intuition oder Emotion geleitet, sondern von unterschiedlichen quantitativen Ansätzen. Auch die Künstliche Intelligenz hat bereits Einzug in den inzwischen jahrhundertealten Börsenhandel gehalten. Und das mit Erfolg: Eine jüngste Untersuchung von Finder.com hat ergeben, dass ein von ChatGPT erstellter Fonds mit 38 Aktien zehn der beliebtesten britischen Investmentfonds in einem Zeitraum von acht Wochen klar übertreffen konnte.
Gefragter quantitativer Ansatz
Während sich der Chatbot aber noch in den Kinderschuhen befindet, sind automatisierte Managed Futures Strategien bereits über Jahrzehnte hinweg erprobt. Es gab sogar Zeiten, da wurden die Manager als «Magier der Märkte» bezeichnet, da es ihnen dem Anschein nach gelang, aus allen möglichen Marktsituationen Profit zu schlagen. Bei Managed Futures handelt es sich um eine Hedgefonds-Anlageklasse, die dem Manager, der sich nach dem amerikanischen Vorbild Commodity Trading Advisor (CTA) nennt, völlig freie Hand lässt. Die systematisch quantitativen Handelsansätze basieren auf Derivaten wie Futures und Optionen. Ob eine Long- oder Short-Term-Trendfolge, Global Macro oder FX-Trading, mit Hilfe von immer leistungsstärkeren Computern kann eine entsprechende Datenanalyse innerhalb weniger Minuten durchgeführt werden und zu den entsprechenden Kauf- und Verkaufsentscheidungen führen.
Krisensicher
Wie beliebt Managed Futures sind, zeigt sich im Handelsvolumen, das in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen hat. Laut BarclaysHedge ist dieses von USD 5 Milli- arden Ende 1988 auf inzwischen USD 345.9 Milliarden im 1. Quartal 2023 gestiegen. Die Zeit der grossen Wachstumsraten ist aber vorbei.In den vergangenen zehn Jahren zeigt sich unter dem Strich eine klare Stagnation. Allerdings geht es seit der Coronapandemie wieder schrittweise nach oben (siehe Grafik 1).
Die Handelsentscheidungen der Fondsmanager, die wie eingangs aufgezeigt auf unterschiedlichen regelbasierten quantitativen Modellen basieren, um sich durch die Identifizierung und Nutzung der Marktdynamik einen Vorteil zu verschaffen, können sich vor allem in schwierigen Börsenzeiten sehen lassen. So zeigt der BarclayHedge CTA Index in den vergangenen vier Jahrzehnten über zahlreiche Krisen hinweg eine klare Dekorrelation gegenüber anderen Anlageklassen wie Aktien. Beispielsweise bescherte das Platzen der Internetblase im März 2021 dem MSCI in den darauffolgenden neun Monaten einen Verlust von knapp einem Fünftel, der BarclayHedge CTA Index legte in dieser Zeit dagegen 5% zu. Auf längere Sicht von 32 Monaten ergibt sich während der Dot.com-Krise sogar ein noch grösseres Gap. In der Finanzkrise von 2007 bis 2009 zeigte sich ein vergleichbares Bild. Die globalen Aktienmärkte tauchten in diesem Zeitraum um mehr als die Hälfte ab, der Managed Futures-Index avancierte dagegen um rund ein Viertel (siehe Tabelle 1).
Fragile Zeiten
Angesichts der von Unsicherheiten geprägten aktuellen Marktphase könnte es an den Finanzmärkten ungemütlich bleiben. Ukrainekrieg, Inflation, Zinsen und Rezessionsgefahren bestimmen weiterhin das Tagesgeschehen und werden das in 2023 vermutlich auch weiterhin tun. Diversifikation, wie sie Managed Futures bieten, könnte also durchaus Sinn machen. Schliesslich scheint auch die Zeit von TINA (There is no alternative) bei Aktien, die mittlerweile zum Teil zu extrem hohen Bewertungen führte, auszulaufen.
Trendfolgestrategien können daher eine wirkungsvolle Absicherung gegen die Risiken bieten, da sie von jeder Richtung des Marktes profitieren können, unabhängig davon, ob sich diese nach oben oder unten bewegen. Doch Vorsicht, nicht alle Managed Futures Strategien funktionieren gleich gut und vergangene Erfolge sind kein Garant für künftige Ergebnisse. Dazu reicht ein Blick auf die fünf in den USA erhältlichen ETFs. Während das stärkste passive Finanzvehikel in diesem Jahr auf ein Plus von mehr als ein Zehntel kommt, weist der schwächste ETF ein Minus von 8% auf. Auch auf Sicht von einem Jahr reicht die Performancespanne von minus 9% bis plus 3&. Zum Vergleich: Der MSCI legte seit Silvester um 6.%, auf Sicht von zwölf Monaten um 4% zu (siehe Tabelle 2).