«Mit innovativen Anlageprodukten eine neue Zeitrechnung einläuten»
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Martin Raab
Reto Huenerwadel, Chief Investment Officer Hypothekarbank Lenzburg AG und Leiter HBL Asset Management, zum Einstieg seines Instituts in die Welt der Strukturierten Anlageprodukte.
Herr Huenerwadel, die Hypothekarbank Lenzburg AG (HBL) setzt in letzter Zeit viele frische Ideen um – von HypiStart, der App für die Kontoeröffnung per Video, bis hin zu Hypiplan.ch, dem webbasierten Budgetplanungstool für KMU. Jetzt startet Ihr Haus sogar mit Actively Managed Certificates, also Strukturierten Produkten. Wie kam es dazu?
Hier spielen zwei Aspekte eine Rolle: Unsere Bank will ihr Anlagegeschäft strategisch stärken und die Inhouse-Expertise zur strategischen Asset-Allokation gezielt nutzen. In der Vergangenheit lag der Schwerpunkt klassischerweise auf dem Zinsgeschäft. Den neuen Realitäten mit Negativzinsen möchten wir aktiv entgegentreten mit innovativen Anlageprodukten und so eine neue Zeitrechnung einläuten.
Die Hypothekarbank aus dem Aargau, die jetzt eigene Anlageprodukte lanciert, steigt effektiv in den Ring mit nationalen Grossbanken und globalen Investmenthäusern. Wie hebt sich Ihr neues Produktangebot ab – und wie zeichnet es sich aus?
Grundsätzlich tragen beide derzeit in Zeichnung befindliche Produkte die Handschrift der HBL. Wir starten mit zwei unterschiedlichen Tracker-Zertifikaten, die aktiv von uns gemanagt werden. Das erste Produkt ist ein Multi-Asset-Portfolio, das Anlegern ein ausgewogenes Chancen- und Risikoverhältnis bietet: Man kann gleichzeitig in Obligationen und Aktien investieren. Wir tragen Sorge dafür, dass zu jeder Zeit die Allokation optimal ausgelegt ist. Die Komposition des Tracker-Zertifikats wird, wo nötig, monatlich durch unser Anlage-Management-Team angepasst. Das zweite Produkt ist ein Aktienkorb von ausgewählten Small- und Mid-Cap-Aktien aus der Schweiz. Hier spielen die Kombination der HBL als KMU-fokussierte Bank sowie mein beruflicher Hintergrund im Bereich der Wirtschaftsanalyse Schweiz optimal zusammen. Ich persönlich schätze daher dieses Aktiensegment sehr.
«Die Anlageklasse Small- und Mid-Cap wird von vielen Grossbanken zunehmend beim Research vernachlässigt.»
Was schätzen Sie konkret an heimischen Small- und Mid-Cap-Aktien?
Ich befasse mich seit über 15 Jahren mit börsenkotierten klein- und mittelständischen Unternehmen aus der Schweiz. Unter ihnen findet man beispielsweise Firmen mit vielleicht 500 Angestellten, die seit vielen Jahren multimillionenschwere Weltmarktführer in ihrer Nische sind – aber nur eine Handvoll Anleger kennen diese Unternehmen. Die Anlageklasse Small- und Mid-Cap wird von vielen Grossbanken zunehmend beim Research vernachlässigt und fällt in der Aktienbeobachtung entsprechend durchs Raster. Das bietet für uns grosse Vorteile, weil wir das Segment intensiv beobachten und analysieren. Diese Informations- und Analysevorteile machen wir für unsere Kunden in Form des neuen Tracker-Zertifikats auf Schweizer Small- und Mid-Caps investierbar.
Wie steht es um die erhöhte Volatilität bei Small- und Mid-Cap-Aktien – ein Risikofaktor?
Dieses Anlagesegment zeichnet sich im Gegenteil durch tiefere Volatilität aus. Das ist gerade der Charme an dieser Anlageklasse. Das Rauf und Runter ist bei Small- und Mid-Cap-Aktien oft deutlich ausgeglichener als beispielsweise bei Internetaktien vom Kaliber Alphabet/Google oder Facebook. Plus: Einige Small- und Mid-Caps haben Nachholbedarf bei den Kursen – wir sehen dort viele Chancen, die genutzt werden können.
Tritt die HBL bei den Actively Managed Certificates selbst als Emittent auf?
Nein, wir haben uns nach eingehender Prüfung für die Zürcher Kantonalbank als Emissionspartner entschieden – mit dem AAA-Rating hat diese Bank eine erstklassige Bonität. Sprich, die HBL ist die Anlageberaterin, die juristische Emittentin ist die ZKB.
In welcher Gebührenliga spielen Ihre beiden ersten Strukturierten Produkte?
Wir wollen bei den Gebühren nicht als «billiger Jakob» in den Markt gehen, gleichzeitig aber für ein faires und transparentes Pricing bekannt werden. Entsprechend kompetitiv erhalten Kunden unsere Produkte gepriced. Das Actively Managed Certificate auf den Schweizer Small- und Mid-Cap-Basket wird zu 1,125% p.a. Management-Gebühr angeboten, das Multi-Asset-Produkt zu 1,225% p.a.
Wie sieht die Vertriebsstrategie der HBL bei den neu lancierten Zertifikaten aus?
Mit einem sehr gut erschlossenen Geschäftsstellennetz und derzeit rund 60‘000 Kunden werden wir die neuen Offerten primär im heutigen Marktgebiet anbieten. Dennoch lässt sich das Produkt natürlich schweizweit zeichnen. Mit der Börsenkotierung ist es später selbstverständlich national investierbar.
Wie und wo kann man nähere Informationen zu Ihrem neuen Zertifikate-Angebot finden?
Auf unserer Webseite www.hbl.ch werden die Factsheets im Bereich Anlagekunden aufgeschaltet. Zudem kann man sich in einer unserer 13 Geschäftsstellen informieren. Und auch auf den Profilen der Hypothekarbank auf Facebook, LinkedIn, Xing oder Twitter werden wir unsere Follower orientieren.
Herzlichen Dank!
Reto Huenerwadel hat 20 Jahre Erfahrung in der Finanzindustrie als Analyst und Portfolio-Manager. Er hat sein umfassendes und ausgewiesenes Wissen im Bereich Volkswirtschaft und Research als Head Economic Research Switzerland bei der UBS Investment Bank eingebracht und erweitert. Er war Mitglied der Anlagekommission der Pensionskasse der UBS. Zudem war er Dozent für Volkwirtschaftslehre an der HWZ Hochschule für Wirtschaft in Zürich. In seiner aktuellen Funktion als Abteilungsleiter Portfoliomanagement und Chief Investment Officer (CIO) der Hypothekarbank Lenzburg (HBL) ist Hünerwadel ist seit Juni 2015 tätig.