«Passive Produkte verdienen eine Sonderrolle.»
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Martin Raab
Dr. Christian Gast, Head iShares und Index Investing Switzerland, über Rekordzuflüsse in ETFs, steigende Nachfrage nach Indexfonds sowie neueste Entwicklungen am Markt für passive Investments.
Herr Gast, Produkte von BlackRock/iShares sind inzwischen in jedem zweiten Schweizer Depot enthalten. Ist mit 45% Marktanteil die Wachstumsgrenze bei den verwalteten Vermögen hierzulande nun endgültig erreicht worden?
Diese Frage kann ich ganz klar verneinen! Wichtig ist mir, hier auf das globale Bild im ETF-Markt zu verweisen: BlackRock prognostiziert bis 2019 verwaltete Vermögen
von USD 6 Bio. weltweit. Das tönt absolut nach sehr viel, doch relativ zu USD 20 Bio. in klassischen Anlagefonds und USD 140 Bio. in Aktien- und Bondinvestments sind
USD 6 Bio. in ETFs im Vergleich wenig.
Sprich das ETF-Geschäft von Black-Rock/iShares – in der Schweiz und international – wächst ungebremst?
Die Zuflüsse sind in der Tat beachtlich. So sehen wir derzeit Rekordmonate beim Wachstum.
Woher kommen die Wachstumsimpulse konkret?
Wir sehen ein Duett aus organischem Wachstum und taktischen Einmaleffekten als Treiber für unser Geschäft weltweit und im Speziellen auch für das in der Schweiz.
Hierzulande sind die Ursachen aber vielfältiger. Ein Aspekt ist unter anderem die Umstellung auf gebührenbasierende Anlageberatung bei den Grossbanken.
«Wir sehen derzeit Rekordmonate beim Wachstum.»
Die Abkehr von transaktionsgetriebenen Profiten geht auch mit dem Umbau der Portfolien einher: weg von aufwendigem Stock Picking hin zur Umsetzung mittels ETFs. Das grosse Stichwort ist hier «Fiduciary Advice». Man wählt das passendste Produkt für den Kunden.
Providerlimits stören demnach das Wachstum nicht?
Dort sind wir laufend in Gesprächen mit unterschiedlichsten Kundengruppen und weisen darauf hin, dass passive Produkte eine Sonderrolle verdienen.
«Wir haben für Privatanleger sechs in der Schweiz domizilierte Indexfons im Angebot.»
Wie läuft das parallel forcierte Geschäft mit institutionellen Investoren, Stichwort nicht börsenkotierte Indexfonds?
In der institutionellen Welt, und dazu gehören Indexfonds ganz klar, dreht sich mehr denn je alles um die Erfüllung vordefinierter Kriterien. Ist ein Asset Manager gut
genug, diese zu erfüllen, wird sich im nächsten Schritt die offerierte Produktwelt des Asset Managers genau angesehen. Black-Rock wächst im Bereich Indexfonds ebenfalls
stark. Keine Stempelsteuer bei Ausgabe und Rücknahme bei Schweizer Indexfonds sowie eine sehr kostengünstige Abbildung des Index gerade in der Assetklasse Fixed
Income/Bonds sind gute Argumente und sorgen für wachsende Mittelzuflüsse. Zudem bietet BlackRock zusätzliche Dienstleistungen im Bereich Risk Management und
Trading sowie Investment Expertise und ein erweitertes Produkt-Know-how an.
Privatanleger können ebenfalls in BlackRock Indexfonds investieren?
Absolut. Wir haben für Privatanleger sechs in der Schweiz domizilierte Indexfonds – vom SMI bis hin zu Obligationen – in unserer Angebotspalette. Kauf und Verkauf
funktioniert direkt über den Wertschriften-Broker oder die Hausbank des Kunden.
Stark im Fegefeuer der Regulierung sind die unabhängigen Vermögensverwalter in der Schweiz. Welche Beziehung haben diese zu den iShares ETFs aus dem Haus Blackrock?
Hier muss man ganz klar sagen, dass der de facto Wegfall von Retrozessionen die Weichenstellung für starkes Wachstum im ETF-Markt war und ist. Auch für die unabhängigen
Vermögensverwalter – wir haben ein eigenes Team für diese wichtige Kundengruppe – bieten wir nicht nur Produkte aus dem Regal an, sondern ein À-la-carte-Angebot an weiteren Dienstleistungen, mit welchen sich der Vermögensverwalter effizienter aufstellen kann.
Ein scheues Reh sind Family Offices. Nutzen diese ETFs oder spielt dort die Musik nach wie vor im Bereich Private Equity, Immobilen und Hedge Fonds?
Bei den Family Offices ist es so, dass sich der jeweilige Chief Investment Officer mit BlackRock insbesondere zum Thema Assetallokation und Austausch von Investmentprodukten in Verbindung setzt. Viele Family Offices ersetzen aktuell ihre Terminmarktprodukte für Absicherungen oder taktische Asset Allokation, konkret Futures, mit ETFs von iShares. ETFs sind günstiger, machen deutlich weniger operativen Aufwand und stehen in punkto Liquidität dem Future in nichts nach.
Ihre Spezialität sind börsenkotierte Indexfonds. Was erwarten Sie im Zuge der von der SIX Swiss Exchange angekündigten Indexumstellung des Swiss Market Index?
Es ist gut möglich, dass der Markt eine Zweigleisigkeit erlebt. Es gibt wahrscheinlich einige Investoren, die bewusst an der alten SMI-Methodologie festhalten werden.
Entscheidend aus Sicht eines ETF-Providers ist allerdings die Robustheit und Funktionstüchtigkeit des Derivatemarkts hinter einem Index.
Die BlackRock-Führungsriege sitzt in New York und London. Wie ist die aktuelle «Wall Street-Optik» auf Europa und die Schweiz als Ziel- und Absatzmarkt für Finanzprodukte?
Das Senior Management von BlackRock sieht den europäischen Markt als eine Region mit grossem Potenzial, wobei die Schweiz von strategischer Bedeutung ist. Das Management ist von der Wachstumsstärke unseres Marktes überzeugt. Übergreifend sind BlackRock und unser CEO Larry Fink übrigens eine treibende Kraft für nachhaltige Corporate Governance in all den Unternehmen, in denen unser Haus derzeit treuhänderische Beteiligungen von insgesamt USD 5.4 Bio. hält. Wir sind uns der enormen Verantwortung als einer der weltgrössten Anlageverwalter bewusst und nehmen diese Rolle aktiv wahr – in allen Märkten und für alle Kundensegmente.
Vielen Dank für das Interview!
VITA
Dr. Christian Gast, Leiter iShares und Index Investing Schweiz. Christian Gast kam 2010 als Head of Switzerland zu iShares und übernahm die Leitung des Programms für Geschäftsstrategie und Wachstum. Vor seinem Eintritt in iShares arbeitete er elf Jahre bei UBS Global Asset Management und leitete seit 1999 die ETF-Sparte, nachdem er zuvor bei UBS Equity Funds als Head of Product Development and Management tätig gewesen war. Davor war er bei der St. Galler Kantonalbank als Senior Portfolio Manager für die Verwaltung von privatem und institutionellem Vermögen verantwortlich. Christian Gast absolvierte einen MBA an der Universität Saarbrücken und promovierte an der Universität Zürich.