Rating Watch Banken: Geteilte Lager
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Martin Raab
Während einige Banken ihre Hausaufgaben erledigen, bekommen andere neue Extras aufgebrummt. Bei der Deutschen Bank und Credit Suisse stossen nicht endende Rechtskosten sauer auf. Echte Risiken für Anleger entstehen aber nicht, eher M&A-Gefahren für Aktionäre.
Freimütige Aussagen hörte man jüngst im Umfeld einiger Juristen und Wirtschaftsprüfer: «Ohne die fortwährenden Sünden der Grossbanken und dem Regulierungswahnsinn wäre bei uns kein einziger Partner so schnell zum Millionär geworden.» Bisheriges Rekordjahr war 2014, als allein die Bank of America sechs Milliarden Dollar an Rechtskosten hatte. Neuer Rekord-Zahlmeister in diesem Jahr scheint die Deutsche Bank zu werden. Derzeit sind EUR 5,5 Mrd. für juristische Zwecke zurückgestellt. Das ist beeindruckend. Teils sind die Bussen verschuldet, teils unverschuldet durch die ungezügelte Regulierungswut. Ähnlich monströse Summen verschlingt Legal & Litigation bei der Credit Suisse. Dort heisst es auf Seite 154: Verluste aus juristischen Niederlagen, welche noch nicht zurückgestellt wurden, könnten bis zu CHF 2.1 Mrd. betragen. Allein im Q1/2016 flatterten der Credit Suisse Rechnungen für Rechtskosten in Höhe von CHF 73 Mio. ins Haus. Die Credit-Spreads der Deutsche Bank als auch der Credit Suisse zeugen deutlich davon (siehe Chart). Im Gegensatz zur Mehrheit der Branche präsentieren diese sich deutlich erhöht. Echtes Risiko für Anleger droht dagegen nicht – einzig Aktionäre beider Häuser kratzen sich wohl vermehrt am Kopf. Der 5-Jahre-CDS Composite aller Emittenten ist immer noch in passablem Terrain, nahezu langweilig tief verglichen mit den Levels im Jahr 2012. Parallel zu den ansteigenden Credit Spreads kommen fallende Aktienkurse. Häuser wie Deutsche Bank und Credit Suisse werden zum Objekt von (chinesischer oder Wallstreet-backed) M&A-Phantasie.