

Redcare: Pillenverkäufer im Wachstumsrausch
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Christian Ingerl
Redaktor
Die Online-Apotheke wird immer beliebter und die weiteren Aussichten sind rosig. Auch die Aktie startet derzeit durch und lockt zu einem Trade.
Geht es um Online-Apotheken, dominieren in Europa seit Jahren zwei Namen: Redcare Pharmacy (ehemals Shop Apotheke) und DocMorris (ehemals Zur Rose). Nur mit wenigen Monaten Abstand ging das Duo 2016/2017 an die Börse, beide setzten auf das E-Rezept und trieben nebenbei die internationale Expansion voran. Dennoch klafft zwischen den Medikamenten-Versendern eine deutliche Lücke. Während Redcare seinen Börsenwert seit dem IPO mehr als vervierfacht hat, schrumpfte selbiger von DocMorris auf rund ein Fünftel der ehemaligen Marktkapitalisierung zusammen. In Zahlen ausgedrückt: Redcare bringt aktuell EUR 2.4 Mrd. auf die Waage, der Schweizer Konkurrenz nur rund ein Zehntel davon.
Wachstumstreiber E-Rezept
Der Abstand hat sich in dieser Woche schlagartig noch einmal vergrössert. Grund: Die Aktie der Niederländer sprang nach der Bilanzvorlage um 11% nach oben. Damit erreichte der Titel den höchsten Stand seit Mitte Dezember. Der Konzernumsatz legte um knapp ein Drittel auf EUR 2.37 Mrd. zu, wobei der DACH-Raum überproportional im Vergleich zum internationalen Geschäft performte. Besonders dynamisch entwickelte sich das Geschäft mit rezeptpflichtigen Medikamenten (Rx). In dieser Sparte erhöhten sich die Erlöse um 64% auf EUR 750 Mio. Aber auch das Non-Rx-Segment wies mit einem Plus von 21% auf EUR 1.62 Mrd. ein solides Wachstum aus. «Mit der Einführung des E-Rezepts in Deutschland haben wir die einmalige Chance genutzt, uns als Marktführer im Rx-Bereich zu etablieren», erklärte CEO Olaf Heinrich und fügte hinzu: «Innerhalb weniger Monate konnten wir unsere aktive Rx-Kundenbasis auf über eine Million verdoppeln, die meisten davon mit chronischem Medikationsbedarf.»
Positive Aussichten
Insgesamt hat die Einführung einer ausnahmslos digitalen Lösung für Patienten dafür gesorgt, dass Redcare seinen Marktanteil im Rx-Bereich verdreifachen konnte. So ist das Unternehmen nun auch in Italien der grösste Anbieter von Online-Apothekendienstleistungen. Trotz dieser Expansionserfolge verzeichnete Redcare auf der Ergebnisseite Einbussen. Aufgrund gestiegener Vertriebskosten gab die Ebitda-Marge von 2.0% auf 1.4% nach. Die Anstrengungen sollen sich aber schon bald auszahlen. Für dieses Jahr plant der Vorstand mit einem Wert von bis zu 2.5%.
Angespornt von der fortschreitenden Digitalisierung im Gesundheitswesen geht das Unternehmen in 2025 auch von einem weiterhin starken Umsatzwachstum aus. So sollen die Erlöse um mindestens ein Viertel steigen, wobei sich der Rx-Bereich in Deutschland auf EUR 500 Mio. verdoppeln soll. Für das Non-Rx-Geschäft wird ein Wachstum von mindestens 18% in Aussicht gestellt. «Wir haben nun die Basis für nachhaltiges Wachstum geschaffen. 2025 wird das Jahr sein, in dem wir nicht nur weiter expandieren, sondern auch unsere Margen deutlich verbessern», fasst Konzernoberhaupt Heinrich zusammen.
Die Konkurrenz wächst
Redcare hat zwar DocMorris in den vergangenen Jahren in die Schranken gewiesen, dennoch wächst die Konkurrenz. Immer mehr Unternehmen möchten sich an dem schnell wachsenden Markt bedienen. So bereitet beispielsweise die Drogeriemarktkette dm eine Online-Apotheke vor, wobei hier keine verschreibungspflichtigen Arzneimittel verkauft werden sollen. Daneben schwebt das Damoklesschwert Amazon immer über dem Markt. Der E-Commerce-Gigant hat sich bereits vor Jahren die Marke «Amazon Pharmacy» für die gesamte EU gesichert.
Anlagelösung
Mit den aktuellen Zahlen wurde die Angst vor einem zunehmenden Wettbewerb aber erstmal nach hinten gespült. Auch mittelfristig sehen Analysten weiteres Potenzial in den Titel. Das durchschnittliche 12-Monats-Kursziel lautet auf EUR 172.50, was einer Differenz zum aktuellen Niveau von knapp 30% entspricht. Mit dem jüngsten Vorstoss hat der Valor darüber hinaus die 200-Tage-Linie überwunden. Risikobereite Anleger, die ein positives Szenario spielen möchten, können sich mit dem Mini Future IRD6AZ der Zürcher Kantonalbank auf die Long-Seite stellen. Das Produkt bietet einen Hebel von 3.5 und profitiert damit an steigenden Kursen überproportional. Die Knock-Out-Schwelle befindet sich bei EUR 98.7682 und demzufolge 24% vom aktuellen Niveau entfernt.

