Sonnenenergie – ein Weg aus der Sackgasse
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Dieter Haas
Die Ukraine hat die Abhängigkeit Europas von fossilen Energieträgern drastisch vor Augen geführt. Es ist höchste Zeit, den Anteil alternativer Energieträger, wie der Sonnenenergie, stärker zu forcieren.
Das Wachstum der Kapazitäten im Bereich der erneuerbaren Energien wird sich in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich beschleunigen und bis 2026 fast 95% des Anstiegs der weltweiten Stromerzeugungskapazität ausmachen. Neusten Prognosen zufolge wird die weltweite Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien zwischen 2020 und 2026 um mehr als 60% auf über 4’800 GW ansteigen. Dies entspricht der derzeitigen weltweiten Stromerzeugungskapazität für fossile Brennstoffe und Kernenergie zusammen. Insgesamt bleibt China in den nächsten fünf Jahren mit 43% des weltweiten Kapazitätswachstums bei den erneuerbaren Energien führend, gefolgt von Europa, den Vereinigten Staaten und Indien. Auf diese vier Märkte allein entfallen 80% des weltweiten Ausbaus der erneuerbaren Kapazitäten. Eine zentrale Position wird dabei die Sonnenenergie einnehmen. Die Sonnenenergie, die auf der Erde eintrifft, ist rund 5’000 Mal so gross wie der Weltenergieverbrauch. Keine andere erneuerbare Energiequelle kann da mithalten. Ein grosser Vorteil der Sonnenenergie ist, dass sie überall auf der Erde gewonnen werden kann. Es steht zum Beispiel eine Vielzahl an ungenutzten Dachflächen zur Verfügung, um die Sonnenenergie als Elektrizität oder Wärme vor Ort zu nutzen. Sie kann zudem inkrementell, das heisst in kleinen Einheiten, hinzugefügt werden, was das Risiko von grossflächigen Stromausfällen vermindert. Insbesondere die Stromerzeugung aus Sonne, die Photovoltaik, hat in den letzten zehn Jahren enorme Fortschritte bezüglich Produktionstechnologien und Reduktion der Kosten erzielt. Die staatliche Unterstützung wird in absehbarer Zeit wegfallen können. Die Produktion von Solarmodulen nähert sich einer industriellen Fertigung mit den entsprechenden Skalierungserfolgen. Dadurch sinken auch die Kosten, was dazu führt, dass im laufenden Jahrzehnt der Strom aus Photovoltaik-Modulen gleich teuer ist wie der Strom aus dem Netz (sogenannte Netzparität). Folgt man den Prognosen von verschiedenen Seiten, dass die Solartechnologien bis Mitte des 21. Jahrhunderts einen Anteil von bis zu 20% an der Weltenergieproduktion haben werden, ergibt dies enorme Wachstumsfaktoren.
«Es steht zum Beispiel eine Vielzahl an ungenutzten Dachflächen zur Verfügung, um die Sonnenenergie als Elektrizität oder Wärme vor Ort zu nutzen.»
Ein Megatrend im Anfangsstadium
Ein Vergleich des Nasdaq OM Solar mit dem Weltaktienindex seit Dezember 2010 zeigt auf, dass Solaraktien eine geraume Zeit benötigten, um in den Fokus der Investoren zu rücken. Erst ab März 2020 ist Schwung in diesen Teilbereich der erneuerbaren Energien gekommen. Seither gibt es kein Halten mehr. Ein ähnliches Bild zeigt der Kursvergleich des am 21. April 2011 liberierten Tracker-Zertifikates TRSOLO mit dem Swiss Performance Index. Auch hier ging erst nach dem Beginn der Pandemie die Post ab. Der überdurchschnittliche Rückgang in den ersten Monaten 2022 bietet günstige Einstiegsmöglichkeiten, die es schrittweise zu nutzen gilt.
«Der Höhenflug des Vorjahres ist im laufenden Jahr einer gesunden Konsolidierung gewichen.»
Gewinner und Verlierer im laufenden Jahr
Der Höhenflug des Vorjahres ist im laufenden Jahr einer gesunden Konsolidierung gewichen. Nur wenige Titel des OMX Solar verzeichneten eine ungebremste Dynamik. Am besten schnitt heuer bis dato die spanische Solaria Energía y Medio Ambiente, S.A. ab. Sie ist im Bereich der photovoltaischen Solarstromerzeugung tätig. Das Unternehmen besitzt, verwaltet und betreibt Photovoltaikanlagen in Spanien, Italien, Uruguay und Griechenland. Eine positive Entwicklung zeigte auch die deutsche SMA Solar Technology AG. Sie entwickelt, produziert und vertreibt mit ihren Tochtergesellschaften weltweit Solar- und Batterie-Wechselrichter, Überwachungssysteme für Photovoltaik (PV)-Anlagen, Produkte der Mittelspannungstechnik sowie Transformatoren und Drosseln. Nach jahrelanger Durststrecke scheint auch Meyer Burger nach der Erreichung eines absoluten Kurstiefstandes am 16. März 2020 endlich Boden gefunden zu haben. Das Unternehmen produziert und vertreibt Solarzellen und -module hauptsächlich in der Schweiz.
Ein ähnliches Bild, allerdings mit mehr Gewinnern, zeigt die bisherige Kursentwicklung der Top-20 des ETF TAN. Nebst der bereits erwähnten Solaria Energia glänzten bis dato Encavis, die kanadische New Energy Metals und Grenenergy mit ansehnlichen Gewinnen. Die deutsche Encavis AG, ein unabhängiger Stromerzeuger, erwirbt und betreibt Solar- und Onshore-Windparks. New Energy Metals konzentriert sich auf den Erwerb und die Exploration von Kupfervorkommen, Gold, Silber, Zink und Kobalt. Die spanische Grenenergy Renovables entwickelt, plant, baut und betreibt Photovoltaik- und Windenergieprojekte.
«Das Unternehmen produziert und vertreibt Solarzellen und -module hauptsächlich in der Schweiz. »
Empfehlungen
Der seit 1. März 2022 an SIX Swiss Exchange kotierte Solar Energy ETF TANN nimmt für sich in Anspruch, ein reines Engagement in der schnell wachsenden globalen Solarindustrie zu sein. Er bildet den EQM Global Solar Energy Index (SOLARNTR) ab, der sich auf Unternehmen konzentriert, die signifikante Einnahmen aus solarenergiebezogenen Geschäftsaktivitäten erzielen einschliesslich der Herstellung von Photovoltaik, Solarzellen und -systemen; Hersteller von Solarstromerzeugung, -ausrüstung und -komponenten; Anbieter von Solaranlagen Installation, Entwicklung und Finanzierung von Solarenergiesystemen; und/oder Herstellung von solarbetriebenen Lade- und Energiespeichersystemen. Am 22. April 2022 umfasste der ETF TANN 42 Titel. Sein ländermässiges Schwergewicht lag Ende März auf den USA mit 31.17%, gefolgt von China mit 22.57%. Die Gewichtungen der Einzeltitel ist im Vergleich zum ETF TAN sehr viel weniger prononciert. Die grössten Positionen (Enphase Energy, West Holdings und Encavis) wiesen Gewichte von 3.64%, 3.45% und 3.32% auf. Mit einer jährlichen Gesamtkostenquote von 0.69% zählt TANN zu den teureren ETFs. Gemäss dem Anbieter HANetf handelt es sich beim Indexfonds um den ersten europäischen ETF, der ein reines Engagement in der schnell wachsenden globalen Solarindustrie bietet.
Der in den USA kotierte Invesco Solar ETF TAN basiert auf dem MAC Global Solar Energy Index. Dieser setzt sich zusammen aus Unternehmen der Solarenergiebranche. Der Index wird auf der Grundlage der Nettorendite berechnet. Die Zusammensetzung wird vierteljährlich neu gewichtet. Am 22. April 2022 er umfasste er 42 Titel, deren geschätztes Kurs/Gewinn- Verhältnis für die nächsten zwölf Monate bei 22.84 war. Sein ländermässiges Schwergewicht lag am Stichtag auf den USA mit 41.08%, gefolgt von China mit 25.73% und Spanien mit 6.42%. Mit einem Anteil von 10.31% dominerte unter den Einzeltiteln Enphase Energy vor Solaredge mit 8.91% und First Solar mit 6.74% auf den USA. Mit einer jährlichen Gesamtkostenquote von 0.66% bewegt sich der Indexfonds am oberen Rand der hierzulande kotierten ETFs.
Eine Vorreiterrolle unter den Empfehlungen nimmt das Tracker-Zertifikat TRSOLO ein, eine Eigenentwicklung der Zürcher Kantonalbank. Es basiert auf dem ZKB MeinIndex Sustainable Solar. Für den Basiswert werden Unternehmen aus dem nachhaltigen Anlageuniversum der Zürcher Kantonalbank ausgewählt, die eine breite Palette an Solaranwendungen zur Strom- sowie Wärme- und Kälteerzeugung abdecken. Der Hauptfokus liegt auf der Bereitstellung von Produkten und Anlagen zur Stromerzeugung. Die am weitesten verbreitete kristalline Photovoltaik nimmt einen wichtigen Teil des Indexes ein. Die einzelnen Schritte der Wertschöpfungskette werden genauer unterschieden. Weitere Technologien sind die verschiedenen Dünnschichttechnologien, solarthermische Stromerzeugung und Konzentratortechnologien. Ebenfalls in Frage kommen solarthermische Anwendungen zur Wärme-/Kälteerzeugung. Der Index ist im Vergleich zu den Basiswerten von TAN und TANN mit 23 Titeln enger gefasst und das Gewicht Europas mit rund 33% etwas ausgeprägter. Die Gewichtungen der Einzeltitel bewegen sich zwischen 3% und etwas über 5%. Als einziger Titel aus der Schweiz figuriert Meyer Burger, der auch im ETF TAN zu finden ist, in der Auswahl.
«Es ist eher selten, dass ein Partizipationsprodukt die etwas kostengünstigeren Indexfonds schlägt.»
Abschliessende Bemerkungen
Von unseren drei Empfehlungen wies das Tracker-Zertifikat TRSOLO, das bereits am 21. April 2011 an SIX Swiss Exchange liberiert wurde, seit Juli 2021 die beste Performance aus trotz der etwas höheren jährlichen Gebühr von 0.90 %. Es ist eher selten, dass ein Partizipationsprodukt die etwas kostengünstigeren Indexfonds schlägt.