Spekulative Gewinnchancen vor dem Bankenstresstest
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Martin Raab
Die europäische Bankenbehörde EBA und die EZB legen den aktuellen «Stresstests» am 29. Juli vor. Dann wird also der Schleier gehoben, wie es um vor allem italienische Institute steht. payoff hat das Zahlenmaterial bereits vorab analysiert. Wo sich jetzt taktische Positionen anbieten.
In wenigen Tagen werden die Stresstest-Zahlen von 51 europäischen Instituten veröffentlicht. Bei dem Test wurde simuliert, wie sich ihre Kapitalquoten in einer veritablen Krise entwickeln würden. Beim Stresstest stehen in diesem Jahr vor allem die italienischen Institute im Fokus, die einen Berg in Höhe von rund EUR 350 Milliaden fauler Kredite vor sich herschieben und deshalb unter scharfer Beobachtung des Markets stehen. Der italiensiche Premierminister Renzi möchte eine Umschuldung unter Einbeziehung von EU-Beihifen vollziehen. Nach jüngsten Presseberichten muss Matteo Renzi bei den Verhandlungen mit der EU-Kommission zur Rekapitalisierung seiner Banken nicht mit einem Störmanöver aus Berlin rechnen. In der deutschen Bundesregierung ist man an einer Lösung interessiert, die Renzi davor bewahrt, bei dem anstehenden Referendum Anfang Oktober in Italien abgestraft zu werden.
Scheck aus Brüsssel für Italiens Banken?
Das Kabinett von Angela Merkel, insbesondere auch Finanzminister Wolfgang Schäuble, könnte also gewisse Signale nach Brüssel senden, um EU-Beihilfen für die klammen Banken des Appenin freizugeben. Allerdings wird der Scheck alles andere als üppig ausfallen. Nach Brexit und der anhaltenden Flüchtlingskrise sind die selbst die Kassenzusagen der EU für die Italiener vorerst restriktiv. Dennoch wie so oft: Ein bisschen was geht immer. Wichtiges Detail beim Stresstest selbst: Anders als beim vorangegangenen Test 2014 gibt es dieses Mal aber von EBA und EZB keine definierte Mindestkernkapitalquote, die Banken nach dem Stress-Szenario erreichen müssen – klassiche «Durchfaller» wird es dieses mal also nicht geben. Dennoch reicht die Signalwirkung den Investoren als Indikationen für Kauf oder Verkauf.
AUF EINEN BLICK: ITALIENISCHE BANKEN (NACH NON-PERFORMING LOANS SORTIERT)
Unicredit, der Einäugige unter den Blinden
Basierend auf den Bilanzdaten und der EZB gemeldeten Ratios für das Kreditgeschäft, hat sich payoff die europäischen Banken und inbesondere die aus Italien näher angesehen (siehe auch Grafik). Derzeit gibt es dort wenige kaufenswerte Adressen, dennoch haben sich beim bedeutensten Kreditinsitut, Unicredit SpA, bereits einige Investoren in den letzten Tagen positioniert und den Kurs getrieben. Zwar ist die Ratio der Non-Performing-Loans bei Unicredit erhöht, aber keine andere Bank (hohe systemrelevanz) hat derzeit bessere Chancen vom potenziellen Rekapitalisierungsplan zu profitieren. Unicredit ist in Deutschland mit der ehemaligen Hypovereinsbank ebenfalls eine «systemrelevante» Bank. Auf der Long-Seite kann mit MUCAAV, einem Mini-Long auf Unicredit emittiert von der Bank Vontobel mit einem Hebel von 3 partizipiert werden. 10-fach gehebelt ist CD6838, ein Call-Warrant auf Unicredit Spa, emittiert von der Commerzbank. Dieser Warrant ist in Deutschland handelbar und hat eine relativ tiefe implizite Volatilität, ist also nicht überteuert. Wenn die Bankenrettung auf den Weg kommt, könnte der Aktienkurs von Unicredit, welche parallel einen neuen CEO (Jean-Pierre Mustier aus Frankreich) erhalten haben, eine deutliche Sauerstoffzufuhr erfahren. Die Musterknaben Banca Profilo und Banca Finnat Euramerica können nur auf der Aktienseite gehandelt werden, Derivate sind in der Schweiz oder Deutschland nicht erhältlich.
DIE ZEHN RISKANTESTEN BANKEN EUROPAS (NACH NON-PERFORMING LOANS SORTIERT)