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payoff Learning Curve

SVSP-Map: Die Produktfamilie erhält Nachwuchs

24.12.2010 5 Min.

Die beiden Neuzugänge «Kapitalschutz mit double Knock-Out» und «Spread-Warrants» ergänzen die neue SVSP Swiss Derivative Map. In Sachen Charaktereigenschaften könnten die beiden Newcomer nicht unterschiedlicher sein – chancenreich sind aber beide.

Zerobond und Optionszugabe

Um ein besseres Verständnis für den Mechanismus des Produkts zu bekommen, müssen die Einzelteile kurz analysiert werden: Wesentliches Element ist ein Zerobond. Diese abgezinste Obligation startet bei Emission «unter pari», d. h. mit einem Kurs von unter 100% und erreicht bis zum Laufzeitende exakt 100% als Zielmarke. Hierdurch wird die Rückzahlung des Nominalbetrags an den Anleger dargestellt. Die Garnierung der Zerobond-Komponente erfolgt nun durch zwei Optionen. Erstens eine Up-and-Out-Call-Option. Diese bewirkt die renditebringende Teilnahme an Kursanstiegen bis zu einer vordefinierten Schwelle. Fürs Renditeproduzieren bei fallenden Kursen sorgt zweitens die Down-and-Out-Put-Option. Die Schwelle beider Optionen wird mit einem Abstand zum Basiswertkurs bei Emission des Produkts fixiert. Nach oben ist ein Cap Level und nach unten ist ein Floor Level definiert. Eine Knock-Out-Funktion bei Optionen ist vereinfacht ausgedrückt eine Art Selbstzerstörungsmechanismus. Somit «lebt» die Option bis zum Erreichen der vorab definierten Kursbarriere. Beim Erreichen oder Überschreiten «stirbt» die Option und verfällt. Knock-Out-Optionen sind daher günstiger als standardisierte (Plain-Vanilla-) Optionen.

Als Trost gibt’s einen Rabatt

Anhand von EFBPT, einem Kapitalschutzprodukt mit double Knock-Out von EFG Financial Products, können die oben beschriebenen Funktionen und Bestandteile anschaulich beschrieben werden. Als Basiswert dient der Öl-Future (NYMEX Sweet Crude). Die Knock-Out-Schwelle befindet sich in diesem Fall bei 132,50% (Cap) bzw. 67,50% (Floor). Der Anleger erhält damit die absolute Wertentwicklung des Öl-Future, solange dieser zwischen den beiden Schwellen bleibt. Sollte aber der Kurs des Öl-Future beispielsweise um 33% ansteigen und damit den Cap bei 132,50% überschreiten, verfällt die Up-and-Out-Call-Option. Ebenfalls «Game Over» ist bei Berühren oder Unterschreiten des Floor-Levels bei 67.50%. Das Trostpflaster für den Anleger ist hier aber eine sogenannte Rebate-Zahlung. Die Rebate-Zahlung versüsst die Selbstzerstörung der Option etwas. Der Rabatt der Option entspricht oftmals der Höhe des Kurses eines Bonds mit vergleichbarer Laufzeit und gleichem Rating. Auch bei diesem Produkt sollte der Anleger eine klare Marktmeinung haben. Wenn man eine deutlich höhere Wertentwicklung als das Cap-Level sieht oder eine tiefere als das Floor-Level, ist es sicher angebracht auf andere, passendere Produkte wie Call/Put-Warrants oder beispielsweise Outperformance-Zertifikate umzusteigen. Voraussetzung ist selbstverständlich eine entsprechende Risikotragfähigkeit, denn Kapitalschutz ist bei solchen Produkten ein Fremdwort. Die Produktauswahl bei den double Knock-Outs ist noch sehr bescheiden. Auf payoff.ch finden sich gerade mal 10 Produkte, rund die Hälfte hat einen Rohstoff als Basiswert.

Warrant im Gewinnkorsett

Der zweite Newcomer hört auf den Namen Spread Warrants. Das Hebelprodukt besitzt hingegen keine Knock-Out-Funktion. Per Verfall berechtigen Spread Warrants den Inhaber zum Erhalt ihres inneren Werts. Dieser und das damit verbundene Gewinnpotenzial werden im Unterschied zu herkömmlichen Warrants aber durch einen Spread – bestehend aus einem oberen und einem unteren Ausübungspreis – begrenzt. Die höchstmögliche Auszahlung wird dann erzielt, wenn sich der Schlusskurs des Basiswertes bei Call-Spread Warrants oberhalb des oberen Ausübungspreises befindet. Bei Put-Spread Warrants ist es genau umgekehrt. Hier sollte der Kurs des Basiswerts unterhalb des unteren Ausübungspreises liegen. Entsprechend der generellen Logik können Anleger mit Call-Spread Warrants von steigenden, mit Put-Spread Warrants von fallenden Basiswert-Kursen gehebelt profitieren.

Kein Trostpflaster für Trader

Im Gegensatz zur oben beschriebenen Rabattierung bei den «Shark-Notes» sieht bei den Spread Warrants der Verfall deutlich trostloser aus. Das Produkt verfällt am Laufzeitende wertlos, wenn (Call Spread Warrants) die Schlussfixierung des Basiswerts tiefer als der untere Ausübungspreis ist. Der Kurs ist quasi «durchgefallen». Demgegenüber verfallen Put Spread Warrants wertlos, wenn die Schlussfixierung des Basiswerts grösser als der obere Ausübungspreis ist. Der Kurs des Basiswerts hat die Marke also «überrannt». Gegenwärtig sind rund 160 Spread-Warrants zum Handel an der Scoach verfügbar. Die überwiegende Mehrheit davon sind Call Spread-Warrants.

Beliebte «Informations-Tapete»

Die SVSP Swiss Derivative Map umfasst damit in der aktuellen Edition insgesamt 22 Produkttypen, die sich in fünf Kategorien aufteilen. Das aktuelle Exemplar der Derivate-Landkarte kann jederzeit kostenlos auf der Website des SVSP (www.svsp-verband.ch) in drei Sprachen bestellt werden. Die Map ist ein ideales Mittel, um sich rasch im Universum der Strukturierten Produkte zu orientieren und hat sich schon in vielen Situationen als sehr nützliches Medium erwiesen. So ist sie inzwischen eine beliebte «Informations-Tapete» in den Büroräumen unzähliger Banken und Vermögensverwalter geworden. Einige Privatanleger sehen sie sogar schon als unverzichtbar an, speziell der SVSP Produkte-Index. Dort wird jede Produktbezeichnung des Emittenten in eine Kategorie übersetzt. Anders sei der Wildwuchs an Produkten nur noch schwer zu überblicken. Lobenswert ist da der Vorstoss der ZKB, künftig auf Eigennamen bei Strukturierten Produkten zu verzichten. Ein «Geburtenrückgang» kann also auch etwas Positives haben – aber nur bei verwirrenden Produktnamen.

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