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payoff Interviews

«Systematische Optionsverkaufsstrategien können wir nun auch für Privatkunden anbieten.»

05.12.2019 5 Min.
  • Serge Nussbaumer, Chefredaktor

Stefan Weber, Public Distribution Structured Products bei der Credit Suisse über das aktuelle Tiefzinsumfeld, alternative Anlagemöglichkeiten für private und institutionelle Investoren sowie einen Themenausblick für 2020.

Wie sieht Ihr Haus die globale Zinsentwicklung? Werden wir in der Schweiz bis zum Frühling nochmals tiefere Zinsen sehen?
Global erwarten wir, dass das Tiefzinsumfeld vorerst anhalten dürfte. Erst in diesem Jahr haben einige Notenbanken die Zinsen weiter gesenkt, so z. B. die US Federal Reserve oder die Europäische Zentralbank (EZB). Sollte es bei den grossen Notenbanken zu einer erneuten Zinssenkung kommen, so könnte sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) gezwungen sehen, ebenfalls die Zinsen nochmals zu senken. Allerdings erwarten wir, dass sowohl die EZB als auch die SNB vorerst die Zinsen auf dem aktuellen Niveau belassen und sich die SNB primär auf den Wechselkurs fokussiert, um einer allfälligen starken Frankenaufwertung mit Interventionen im FX-Markt zu begegnen.

Wie kommt die Schweiz raus aus den Minuszinsen? Was muss passieren?
Die wichtigste Voraussetzung ist, dass eine Zinsanhebung nicht zu einer massiven Aufwertung des Schweizer Frankens führt. Eine Schwächephase des Frankens könnte es daher der SNB erlauben, die Zinsen unabhängig von anderen Notenbanken anzuheben, so wie es z. B. die skandinavischen Zentralbanken gemacht haben. Da es aber derzeit nicht nach einer Abschwächung des Schweizer Frankens aussieht, wird die SNB vermutlich erst dann eine Zinsanhebung durchführen, wenn dies die EZB ebenfalls vollzieht, damit das Zinsniveau in der Schweiz nicht höher liegt als in der Eurozone.

«Wir möchten im 2020 die Zusammenarbeit mit der Weltbank bezüglich der Lancierung von nachhaltigen Anlageprodukten weiter ausbauen.»

Auf dem Sparkonto gibt es aktuell keinen Zins, Obligationen sind nur sehr bedingt eine Option und Aktien werden als eher «toppisch» betrachtet. Gibt es Alternativen für Privatkunden? Was empfehlen Sie in dieser Situation?
Wir raten zur Diversifikation im Fixed Income und im Aktienbereich. Während bei Obligationen beispielsweise eine teilweise Umschichtung in High-Yield-Anleihen höherer Bonität (BB-Rating) angestrebt werden kann, verfügen auf Aktienseite Schwellenländertitel über Aufholpotenzial. Mittels Einsatz von Strukturierten Produkten kann dabei das Risiko-Rendite-Profil individuell optimiert werden. Neben den klassischen Anlagen ziehen wir für CHF-Portfolios ebenfalls alternative Anlagen wie Private-Equity-Fonds in Betracht.

… wie sieht es für institutionelle Anleger aus?
Während systematische Optionsverkaufsstrategien, wie zum Beispiel das Put- oder Call-Writing, zu Beginn vor allem institutionellen Kunden vorbehalten waren, können wir dies unterdessen auch unseren Privatkunden praktisch ohne Minimuminvestment anbieten. Gefragt bleiben für institutionelle Kunden auch Reverse Convertibles auf Zinsen (z. B. den USD-3M-LIBOR). Daneben sehen wir ein hohes Interesse an sogenannten «Bond Repacks». Diese Notes werden über ein Special Purpose Vehicle (SPV) emittiert und können praktisch jedes Auszahlungsprofil mit dem gewünschten Kreditrisiko verknüpfen.

Ihre 2019 lancierten SMI, Euro Stoxx 50 und S&P 500 Income Maximizer stiessen auf eine rege Nachfrage. Was sind deren Vorteile bzw. Nachteile?
Mit den Income-Maximizer-Zertifikaten partizipieren Anleger an der Entwicklung der Aktienmärkte und profitieren gleichzeitig von quartalsweisen Ausschüttungen aus der Call-Writing-Strategie. Simulationsberechnungen haben gezeigt, dass in Phasen mit negativer Aktienmarktentwicklung sowie bei seitwärts tendierenden Märkten dank der Prämieneinnahmen eine Outperformance erzielt werden konnte, während bei stark steigenden Märkten ein Teil des Upsides aufgegeben wird. Die Zertifikate verfügen über keinen Kapitalschutz, somit ist der Investor dem Kursrisiko der Aktienmärkte ausgesetzt.

Ihre jüngsten Angebote drehen sich um die Themen Nachhaltigkeit (u. a. AEZYCS) und Cybersicherheit. Weshalb wählten sie im Falle der nachhaltigen Produkte die Produktkategorie Kapitalschutz in USD?
Bezüglich nachhaltiger Anlageprodukte haben wir uns in einem ersten Schritt bewusst für kapitalgeschützte Produkte entschieden um die Struktur möglichst verständlich zu gestalten. Als Basiswert verwenden wir CS-exklusive Nachhaltigkeitsindizes von Thomson Reuters undiSTOXX, die ab einigen Jahren Laufzeit eine Partizipation von über 100% ermöglichen. Bei der Währung ist aufgrund des aktuellen Zinsumfeldes nur eine Strukturierung in USD möglich, ansonsten müssten zu grosse Abstriche bei der Höhe des Kapitalschutzes in Kauf genommen werden.

Welche Themen stehen bis Ende 2020 auf der Agenda?
Nach der jüngsten Lancierung der ersten «Blue Economy Low Carbon Note» in Zusammenarbeit mit der Weltbank, möchten wir 2020 diese Zusammenarbeit weiter ausbauen. Die Weltbank konnte in diesem Fall das Nominal in Projekte mit Bezug zur Blue Economy investieren, d. h. in die Verbesserung der Gesundheit unserer Ozeane. Gleichzeitig kann der Investor per Verfall an einem Nachhaltigkeitsindex von iSTOXX partizipieren, welcher den Fokus auf Unternehmen mit niedrigen CO2-Emissionen legt. Die Anleger sind dabei dem Kreditrisiko der Weltbank (AAA-Rating) ausgesetzt.

Was wird sich beim Angebot auf Produktebene oder Märkte ändern?
Die Nachhaltigkeit wird bei Konsumenten und Anlegern weiter an Bedeutung gewinnen. Neben Privatinvestoren achten zunehmend auch institutionelle Investoren, wie beispielsweise Pensionskassen, bei ihren Anlageentscheidungen auf ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Neben dem Trend zur Nachhaltigkeit steht die Suche nach Rendite im Vordergrund. Wir möchten deshalb den weiteren Ausbau unserer systematischen Optionsstrategien für private und institutionelle Kunden forcieren.

Welches ist Ihr persönlicher Favorit für 2020 unter den Strukturierten Produkten Ihres Hauses?
In der Annahme, dass das Aktienumfeld positiv gestimmt bleibt, ist mein persönlicher Favorit das SMI Income-Maximizer-Zertifikat in CHF. Wer bei negativen Marktentwicklungen besser abgesichert sein möchte und dafür auf Ausschüttungen verzichten kann, für den könnte unsere Enhanced Collar Strategie auf den SMI das richtige Produkt sein, der Gewinner eines Swiss Derivative Awards 2019.

Herzlichen Dank!

Stefan Weber ist seit 2012 bei der Credit Suisse und verantwortet den öffentlichen Vertrieb von Strukturierten Produkten innerhalb der Schweiz. Der studierte Betriebsökonom und Finanzanalyst war zuvor bei der Clariden Leu in der Strukturierung von derivativen Anlageprodukten tätig.

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