

«Trumpel»-Alarm an den Börsen
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Martin Raab
Investment-Stratege
Die hohe Frequenz der Nachrichten aus dem Weissen Haus bereitet Anlegern Kopfzerbrechen. Wie soll man da noch einen klaren Blick für sein Portfolio in den nächsten Monaten haben? Es ist an der Zeit, den Autopiloten auszuschalten.
Der Füller mit der schwarzen Tinte glüht. Präsident Donald Trump hat bis Dienstagvormittag mehr als 50 Executive Orders, direkt angeordnete Durchführungsverordnungen, unterzeichnet. Das ist ein neuer Rekord für einen Präsidenten seit über 40 Jahren. Selbst intime Kenner des Washingtoner Politikzirkus haben seit Tagen Mühe, alle Verordnungen beim Namen zu nennen.
Teile der Staatsschulden erlassen für 50’000 neue Häuser
Die Anordnungen, die nach Ansicht von Trump-Kritikern seine verfassungsmässigen Befugnisse weit überschreiten, reichen von den bekannten Zöllen gegen Mexiko, China und Kanada über die Aussetzung der Auslandshilfe und ein hartes Durchgreifen gegen illegale Einwanderung bis hin zum Verbot des Dienstes von Transgender-Personen im Militär. Der jüngste Coup ist ein Plan zum Wiederaufbau des Gazastreifens. Was auf den ersten Blick skurril klingt, könnte in der Realität besser funktionieren als gedacht. Der Bau einer neuen Trabantenstadt für 2 Millionen Einwohner auf der Sinai – im Gegenzug würde Ägypten etwa 30 Milliarden USD von der derzeitigen Auslandsverschuldung in Höhe von 155 Milliarden USD erlassen. Dafür müssten rund 50’000 neue Häuser für jeweils rund 40 Personen gebaut werden. Klingt gut oder zu verrückt? Die Bewertung ist schwieriger als der dafür zu transportierende Beton.
Dollar und Wall Street zunehmend im News-Nebel
Gleichzeitig kursieren in der Tagespresse sehr schrille Töne über die Übernahme von Panama und Grönland durch die USA. Finanziert werden sollen die Käufe in US-Dollar und durch Bundesschulden. Wirklich? Noch eilt der US-Dollar von Allzeithoch zu Allzeithoch – vor allem gegenüber dem EUR und auch ein wenig gegenüber dem CHF. Aber jetzt kommt die erste kurze Wende. Unklar ist auch, wohin die Reise an den US-Börsen geht. Die Euphorie und Erwartungshaltung der letzten Wochen und Monate wird zunehmend zum Ballast statt zum Stabilisator. Anlegern ist daher dringend zu raten, den Autopiloten im Portfolio auszuschalten und mit aller Kraft auf Sicht zu fahren. Im schlimmsten Fall sind die seltsamen Töne, die seit kurzem aus dem Oval Office zu hören sind, das ökonomische Nebelhorn der amerikanischen Dreifaltigkeit: Dollar, Wall Street und Inflation. Kommandogeber Trump könnte mit seinen jüngsten Aktionen direkt auf den Eisberg zusteuern. Börsencrash, der teure Dollar macht eine Abkehr vom Handelsbilanzdefizit unmöglich und gleichzeitig steigen die Verbraucherpreise durch Zölle und Quoten immer weiter. Dagegen hilft dann auch keine Executive Order mehr.