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Walt Disney: Thriller mit vielen Facetten

06.03.2024 4 Min.
  • Wolfgang Hagl
    Redaktor

In den vergangenen Jahren war der Medienriese an der Wall Street nur ein Statist. Pünktlich zur Oscar-Verleihung hat sich die Walt Disney-Aktie eindrucksvoll zurückgemeldet.

Am Sonntag ist es wieder soweit. In Hollywood werden zum 96. Mal die Oscars verliehen. Sobald im legendären Dolby Theatre die magischen Worte «And the winner is…» fallen, dürften nicht nur die Filmschaffenden extrem nervös sein. Dann zittern auch viele Verantwortliche aus der Medienindustrie kräftig mit. Hoffnungen auf eine der begehrten Goldtrophäen kann sich Walt Disney machen. Die Studios des Mickey Mouse-Konzerns gehen mit insgesamt 20 Nominierungen ins Rennen. Als heisser Favorit gilt «Poor Things». Das Sci-Fi-Meisterwerk von Yorgos Lanthimos ist ein 11 Kategorien nominiert, darunter die besonders begehrte Auszeichnung für den «Besten Film»

Heftiger Filmriss

Würde es an der Wall Street einen Oscar geben, Walt Disney hätte derzeit mit einem eigenproduzierten Thriller gute Chancen. Vor ziemlich genau drei Jahren notierte der Medientitel zum ersten Mal bei mehr als USD 200. Doch dann erlebte der Konzern einen regelrechten Filmriss. Gegenüber dem Allzeithoch brach die Aktie um mehr als 60% ein. Flops an der Kinokasse, Flauten bei den Freizeitparks und vor allem die verlustträchtige Streamingsparte lasteten auf dem Dow Jones-Mitglied. Selbst eine Rückholaktion für den langjährigen Konzernlenker Bob Iger konnte die Talfahrt nicht stoppen. Mittlerweile sitzen dem Comeback-CEO aktivistische Investoren im Nacken. Druck macht vor allem Nelson Peltz. Mit seiner Trian Fund Management hält er Disney-Aktie im Wert von rund USD 3 Mrd. – das sind weniger als 2% am Gesamtkapital.

Trotz der relativ kleinen Beteiligung attackiert Peltz das Management scharf. Seiner Ansicht nach hat Disney den Wandel der Medienindustrie, inklusive Streaming, verschlafen. Ausserdem wirft er dem Konzern eine verfehlte Akquisationsstrategie und eine verpfuschte Nachfolgersuche vor. Am 3. April könnte es zu einem Showdown kommen. An der Generalversammlung des Medienimperiums möchte sich Peltz zusammen mit dem früheren Disney-CFO Jay Rasulo in den Verwaltungsrat wählen lassen. Mit Blackwells Capital pocht ein weiterer aktivistischer Investor auf einen Sitz in dem Gremium. Unterstützung bekam Bob Iger von den Enkeln der Unternehmensgründer, Roy und Walt Disney. In einem offenen Brief an die Aktionäre bezeichneten sie die aktivistischen Investoren als «Wölfe im Schafspelz». Die von Bob Iger und seinem Team umgesetzten Strategien dürfe nicht gestört werden.

Positiver Newsflow

Das Unternehmen selbst punktete bei den Investoren mit den jüngsten Zahlen. Im 1. Quartal der Geschäftsperiode 2024 steigerte Walt Disney das bereinigte Ergebnis je Aktie um knapp ein Viertel auf USD 1.22. Analysten hatten mit einem stagnierenden Gewinn gerechnet. Im Zeitraum Oktober bis Dezember 2023 profitierte das Unternehmen von Kosteneinsparungen und der Entwicklung in der Sparte «Experiences». Der Geschäftszweig, zu dem neben Themenparks Kreuzfahrtlinien oder Urlaubsressorts zählen, verbuchte sowohl beim Umsatz als auch dem operativen Ergebnis Rekordwerte. Gleichzeitig schrumpften die Verluste in der Streamingsparte deutlich. Bis September möchte Bob Iger mit der vom Portal Disney+ dominierten Sparte die Profitabilität erreichen.

Aufhorchen liess der kampferprobte Manager auch mit dem USD 1.5. Mrd. schweren Einstieg bei Epic Games. Zusammen mit dem Videospielentwickler, aus dessen Feder der Blockbuster «Fortnite» stammt, plant er ein «riesiges Disney Universum». Dort sollen die Konsumenten mit bekannten Charakteren und Geschichten der Filmmarken Disney, Pixar, Marvel, Star Wars oder Avatar interagieren können. Abgerundet wurde der Newsflow von einer um 50% erhöhten Dividende, dem Plan für ein USD 3 Mrd. schweres Aktienrückkaufprogramm sowie einem Seitenhieb in Richtung Nelson Peltz. «Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist, dass unsere Zeit und unsere Energie von einem oder mehreren Aktivisten abgelenkt werden», sagte Iger in einem Interview. Diese würden eine völlig andere Agenda verfolgen und das Unternehmen, seine Assets sowie sogar das Wesen der Marke Disney nicht verstehen.

Anlagelösung

Der auf die Nachrichten folgende Kurssprung löste ein «Gold Cross» aus. Davon ist in der Charttechnik die Rede, sobald ein bestimmter Durchschnitt ein länger laufendes Pendant von oben nach unten durchkreuzt. Bei Walt Disney ist die 100-Tage-Linie Mitte Februar über den auf 200 Handelssitzungen basierenden gleitenden Mittelkurs geklettert. Nach diesem positiven Signal hat sich der Large Cap dem horizontalen Widerstand im Bereich von knapp USD 115 angenähert. Mit dem Mini-Future Long MDIALV könnten Trader darauf setzen, dass der Medientitel auch diese Hürde überwindet. Aktuell partizipiert das Vontobel-Produkt mit einem Hebel von 4.9 an steigenden Kursen beim Basiswert. Achtung: Sollte Walt Disney nach unten abprallen, drohen überproportionale Verluste.

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