Wie in Krypto investieren?
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Pascal Hügli
Redaktor
Neues Jahr, neues Glück? Nach der schlechten Kursentwicklung im vergangenen Jahr mag sich das manch ein Kryptoanleger wünschen. Einige dürften dieser Anlageklasse ob der grossen Verluste gar ganz abgeschworen haben. Jene, die bislang nicht investiert waren, könnten im neuen Jahr sogar ihre Einstiegschance wittern.
Wer jedoch diesen Entschluss fasst, sieht sich schnell mit der entscheidenden Frage konfrontiert: Wie investiere ich denn überhaupt in Kryptoassets?
Direkt oder Indirekt?
Ausgangspunkt eines jeden Investments in Kryptoassets ist die Überlegung, ob man direkt oder indirekt investieren möchte. Bei einem direkten Investment kauft man die eigentlichen Kryptoassets, während ein indirektes Investment über Finanzprodukte erfolgt, die ihrerseits die unterliegenden Kryptoassets halten. Die Wahl der Methode hängt von den individuellen Anforderungen und Zielen des Anlegers ab und sollte angesichts der verschiedenen Vor- und Nachteile der einzelnen Herangehensweisen sorgfältig abgewogen werden.
Kryptoassets direkt kaufen
Wer sich für einen direkten Kauf von Kryptoassets entscheidet, kann hierfür grundsätzlich drei Wege gehen: die Investition über eine Kryptobörse, eine Bank oder einen Broker. Auch hier gilt, dass jede der drei Investitionsweisen ihre spezifischen Vor- und Nachteile mit sich bringt
Der wohl populärste Ansatz, Kryptoassets direkt zu kaufen führt über eine Kryptobörse. Die bekanntesten davon sind Binance, KuCoin, Bitstamp, Kraken, Bitfinex oder Coinbase. Einer ihrer gewichtigsten Vorteile ist die hohe Liquidität sowie die breite Auswahl an Kryptoassets. Auch sind Kryptobörsen in der Regel einfach zu bedienen und ermöglichen schnelle Handelsabwicklungen – und das rund um die Uhr, sieben Tage die Woche.
Auch wenn die Kryptobörsen während der vergangenen Jahre aufgrund zahlreicher Hacks stark in ihre Sicherheit investiert haben und sie in den von ihnen bedienten Ländern mehrheitlich über die Zustimmung des Regulators verfügen, sind sie noch immer Schattenbanken. Und wie im Fall von FTX gesehen, bleiben Risiken und finanzieller Zustand daher schwieriger einschätzbar. Eine Ausnahme in diesem Fall ist Coinbase, das als börsennotiertes Unternehmen einer regulären Offenlegungspflicht unterstellt ist. Ebenfalls eine offizielle Bankenlizenz mit sämtlichen Rechten und Pflichten hat Kraken.
In der Schweiz gibt es zudem Banken, die den Direktkauf und -verkauf von Kryptoassets ermöglichen. Zu den bekannteren zählen die Swissquote und die Maerki Baumann Privatbank. Auch gibt es mit Seba Bank und Sygnum zwei sogenannte Kryptobanken. Als vollumfänglich regulierte Akteure bieten Banken ein geprüftes und regelkonformes Angebot. Neben den Banken gibt es auch noch die zugelassenen Broker und Finanzintermediäre. Diese verfügen zwar nicht über eine Bankenlizenz, doch besitzen sie andere relevante Lizenzen oder Zulassungen. Nennenswerte Akteure im deutschsprachigen Raum sind: Bitcoin Suisse, Crypto Broker AG, eToro, Bitpanda, Bison, Coinfinity, Relai oder Mt Pelerin. Im Vergleich zu Kryptobörsen sind Banken, Broker oder die einfachen Finanzintermediäre teurer und häufig in ihrer Auswahl an Kryptoassets beschränkter.
Option auf Selbstverwaltung
Der Direktkauf von Kryptoassets bietet vor allem einen grossen Vorteil im Vergleich zu traditionellen Vermögenswerten. Kryptoassets ermöglichen die Option auf Selbstverwaltung. Das heisst: Als sogenannte digitale Inhaberinstrumente können sie von ihren Inhabern eigenständig gehalten und verwahrt werden. Damit wird man Herr über seine eigenen Vermögenswerte und besitzt die absolute Kontrolle. Mit dieser Selbstkontrolle geht natürlich auch eine Eigenverantwortung einher. Diese bedingt, dass man sich mit der Verwahrung auskennt und die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen trifft, um das Verlustrisiko der eigenen Kryptoassets bestmöglich zu minimieren.
Krypto indirekt kaufen
Eine Investition in Kryptoassets kann aber auch indirekt getätigt werden, ähnlich wie heute auch Aktien oder Anleihen über Finanzprodukte gekauft werden können. Für eine indirekte Kryptoinvestition muss man über Banken, Broker oder andere Investment-Gesellschaften gehen. Während die Mehrheit der traditionellen Finanzdienstleister wie Banken und Broker keine Möglichkeit zur Direktinvestition bieten, können sich Kunden von ihrer Hausbank Krypto-Finanzprodukte in ihr Portfolio legen lassen – vor allem dann, wenn die Finanzprodukte über eine ISIN verfügen.
Börsen gehandelte Kryptoprodukte
Einem Anleger, der an einem indirekten Investment in Kryptoassets interessiert ist, stehen verschiedene Anlagemöglichkeiten zur Verfügung:
- Krypto-Tracker-Zertifikate: Diese Zertifikate verfolgen die Kursentwicklung eines bestimmten Kryptoasset-Index oder eines einzelnen digitalen Vermögenswertes.
- Krypto ETFs (Exchange Traded Funds): Dies sind börsengehandelte Fonds, die zum heutigen Stand entweder auf ein einzelnes Kryptoasset (Bitcoin) lauten oder aber in eine Vielzahl von Unternehmen investieren, die mit Blockchain-Technologie zu tun haben.
- Krypto-ETPs (Exchange-Traded Products): Diese Zertifikate sind an der Börse handelbar und bieten Anlegern die Möglichkeit, in ein bestimmtes oder aber in einen Korb verschiedener Kryptoassets zu investieren, ohne die digitalen Vermögenswerte selbst halten zu müssen.
Die bekanntesten Emittenten von Krypto-Tracker-Zertifikaten in der Schweiz sind die Bank Vontobel und die Bank Leonteq. Deren Zertifikate bilden die Kurse von Kryptoassets wie Bitcoin, Ether, Bitcoin Cash, Litecoin oder Ripple ab und ermöglichen es Anlegern, an den Kursbewegungen der zugrunde liegenden digitalen Vermögenswerte teilzunehmen. Sie können leicht gekauft oder verkauft werden und ermöglichen es Anlegern, ihre Anlageportfolios zu diversifizieren. Hauptrisiken sind die oft geringe Liquidität sowie die Hebelwirkung, da Krypto-Tracker-Zertifikate in der Regel mit einem Hebel angeboten werden.
ETFs, die direkt in Kryptoassets investieren, gibt es noch immer wenige. Ende 2021 wurden mit ProShares Bitcoin Strategy ETF (BITO), Valkyrie Bitcoin Strategy ETF (BTF), VanEck Bitcoin Strategy ETF (XBTF) die ersten Bitcoin ETFs lanciert. Wichtig zu wissen ist jedoch: Die ETFs investieren nicht in «physische» Bitcoins, sondern in Bitcoin-Futures, also selbst Finanzderivate, die den Bitcoin-Preis abbilden. Deren Problematik, auch «Contango Bleed» genannt, wird hier treffend erklärt. Noch ist in den USA kein sogenannter Bitcoin Spot ETF zugelassen, also ein ETF, der direkt in Bitcoins investiert. Anders ist das in Kanada, Australien oder Brasilien, wo derartige Bitcoin ETFs bereits zugelassen sind und gehandelt werden können.
Einem ETF sehr nahe kommen die Investmentvehikel von Grayscale. Doch handelt es sich weder um ETFs noch um Investmentfonds, sondern um sogenannte geschlossene Grantor Trusts mit Stifterbeteiligung. Die ausgegebenen Anteile sind begrenzt und werden von einem Treuhänder verwaltet. Zudem ist es der Stifter, der die entsprechenden Kryptoassets einbringt. Dieser Stifter hat in der Regel auch bestimmte Kontrollrechte und kann Einfluss auf die Verwaltung des Fonds nehmen. Neben dem Bitcoin-Produkt gibt es auch den Grayscale Ethereum Trust sowie weitere Grayscale-Angebote.
Ein in der Kryptowelt beliebtes Finanzprodukt und eine Alternative zu den fehlenden ETFs sind die ETPs (Exchange-Traded Products). Die Wertentwicklung entspricht ebenfalls dem eines zugrunde liegenden Vermögenswertes – im Fall von KryptoETPs also Kryptoassets. Regulatorisch betrachtet handelt es sich bei diesen Produkten um besicherte, unverzinsliche und auf den Emittenten lautende Forderungsrechte. Das heisst: ETPs werden zwar auch an Börsen gehandelt; anders als ETFs sind sie aber eine Art von Schuldverschreibung des ETP-Herausgebers.
ETPs sind daher gesichert, um Anleger zu schützen. Die dem ETP zugrunde liegenden Kryptoassets müssen zu jeder Zeit und zu 100% vorhanden und sicher von einer unabhängigen Drittpartei verwahrt sein. Allerdings sind ETPs keine Anlagefonds und unterliegen somit nicht dem Kapitalanlagegesetz (KAG).
Ob Tracker-Zertifikat, ETF oder ETP, alle diese Produkte werden an einer regulierten Börse gehandelt. Im Fall der Schweizer Börse sind vor allem die Strukturierten Produkte (Krypto-Tracker Zertifikate) sowie die Krypto-ETPs von 21 Shares, WisdomTree, Ficas und Hashdex gehandelt. Eine Übersicht findet sich hier.
Alternative Kryptoinvestmentvehikel
Als indirekter Kryptoinvestor kommt man sicher nicht zu kurz, was die Auswahl an
Investitionsmöglichkeiten anbelangt. So gibt es neben den börsengehandelten Kryptofinanzprodukten ein grosses Angebot an weiteren Kryptofonds. Ein Kryptofonds ist ein Fonds, der in Kryptoassets und Token investiert. Dieser gibt Anlegern die Möglichkeit, in eine Vielzahl von Kryptowährungen zu investieren, anstatt in einzelne digitale Vermögenswerte investieren zu müssen.
Eine ausführliche Auswahl von Kryptofonds findet sich hier. Die meisten Kryptofonds sind entweder Hedgefonds, Risikokapitalfonds oder private Beteiligungsfonds. Natürlich sind diese Fonds für die Öffentlichkeit kaum jemals offen. Erfolgreiche Kryptofonds aus dem deutschsprachigen Raum sind passiv oder aktiv verwaltete Fonds, wie von der Crypto Finance AG, SwissRex AG oder L1 Digital.
Neben einem Investment in Kryptoassets oder Finanzprodukte, die ihrerseits digitale Vermögenswerte abbilden, können auch Aktien von Unternehmen gekauft werden, die in der Blockchain-Branche tätig und an einer Börse gelistet sind. So kann entweder in Software- und Technologiefirmen investiert werden, die auf Blockchain fokussiert sind, oder aber in Finanzunternehmen, die ihr Geschäftsmodell rund um digitale Vermögenswerte aufgebaut haben. Ebenfalls möglich ist es, Aktien an öffentlich kotierten Mining-Unternehmen zu erwerben oder in Firmen zu investieren, die Prozessoren und Hardware produzieren, die für das Mining erforderlich sind.
Sämtliche Kryptoaktien können einzeln oder über einen Fonds gekauft werden. Zu den populärsten Kryptofonds, die in Kryptofirmen investieren, gehören der Fidelity Crypto Industry and Digital Payments ETF, der Amplify Transformational Data Sharing ETF, der Bitwise Crypto Industry Innovators ETF oder der VanEck Crypto and Blockchain Innovators ETF.
Fazit
Zusammenfassend können wir festhalten: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man in Kryptoassets investieren kann. Dazu gehören direkte Investitionen, indirekte Investitionen und Investitionen in Kryptofirmen. Als Investor sollte man die verschiedenen Möglichkeiten sorgfältig gegeneinander abwägen, um die beste Entscheidung angesichts der individuellen Anforderungen und Ziele zu treffen.