Zurück
payoff Blockchain Report

Wo in Krypto investieren?

14.03.2023 9 Min.
  • Pascal Hügli
    Redaktor

In unserem letzten Beitrag haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie man als Anleger in digitale Assets investieren kann. Wie wir gezeigt haben, können Krypto-Investments entweder direkt, über Finanzprodukte oder mittels Investitionen in die Aktien von Kryptofirmen getätigt werden.

Mit dem vorliegenden Beitrag möchten wir die Folgefrage aufnehmen, wo man als Investor denn genau investieren kann. Oder anders gefragt: Welche verschiedenen digitalen Assets gibt es und wie lassen sich diese jeweils voneinander unterscheiden? Denn wer schliesslich die verschiedenen digitalen Vermögenswerte kennt und weiss, wie sie sich grundlegend voneinander unterscheiden, kann dieses Wissen bei der Konstruktion eines eigenen (diversifizierten) Krypto-Portfolios einfliessen lassen.

Kryptowährungen sind nicht gleich Kryptowährungen

Wird im Kontext des Anlegens von digitalen Assets gesprochen, denken die meisten Investoren noch immer hauptsächlich an Krypto­währungen – allen voran Bitcoin. Als Mutter aller Kryptowährungen hat der Bitcoin dieses neue Feld denn auch wahrhaftig geprägt und noch macht er nach wie vor ungefähr 40% der gesamten Marktkapitalisierung aller digitalen Vermögenswerte aus.

Kryptowährungen sind jedoch nicht gleich Kryptowährungen. Wie wir in diesem Artikel ausführen werden, gibt es neben den eigentlichen Kryptowährungen mittlerweile zahlreiche andere Kryptowerte, die kaum Währungscharakter haben. Viel treffender ist es in vielen Fällen, diese Kryptoassets mit anderen Vermögenswerten aus der traditionellen Welt zu vergleichen.

Zu den Währungen unter den Kryptowährungen

Selbst unter den «eigentlichen» Krypto­­währungen gibt es allerdings eine Debatte darüber, ob diese Währungen oder gar Geld im eigentlichen Sinne sind. Bitcoin könnte demnach als spekulativer Anwärter auf ein neues digitales Basisgeld gewertet werden, während stabile Kryptowährungen – sogenannte Stablecoins – viel eher als Blockchain-basierte Währungsalternative von herkömmlichem Fiatgeld verkörpern.

Investoren, die also der Überzeugung sind, dass sich die gegenwärtigen Geldformen im Umbruch befinden und mittel-bis langfristig durch neue Formen disruptiert werden, finden in klassischen Kryptowährungen wie Bitcoin, Litecoin, Ripple (XRP) oder Stablecoins einen Investitionsansatz. Was Letztere betrifft, so streben Stablecoins natürlich eine Preisstabilität an. Unter den Stablecoin-Projekten gibt es jedoch auch exotische Projekte, die neben ihrem eigentlichen Stablecoin, meistens noch über einen sogenannten Governance-Token verfügen (MKR, FRX oder LQTY), dessen Preis vom Erfolg oder Misserfolg des Stablecoin-Projekts abhängig sein sollte. Ebenfalls zu den Kryptowährungen gezählt werden können Projekte wie Monero, zCash oder Dash. Hier handelt es sich um sogenannte «Privacy Coins», also Projekte, deren Coins als anonymes Zahlungsmittel fungieren sollen. Während einige diese für die wahren Kryptowährungen halten, glauben andere nicht, dass anonyme Zahlungsmittel langfristig einen Massenmarkt bedienen werden. Zu stark ist der Gegenwind von Regulatoren, die es beispielsweise Krypto­handelsbörsen immer wieder untersagt haben, derartige anonyme Kryptowährungen auf ihrer Plattform zu führen.

Ein Zuhause für Smart Contracts

Eine der grössten Investmenterfolge unter den digitalen Assets haben bislang die sogenannten Smart-Contract-Blockchains geboten. Dabei handelt es sich um Blockchain-Protokolle, die es ermöglichen, Smart Contracts beliebiger Art auszuführen. Diese Blockchains sind so konzipiert, dass sie nicht nur die Übertragung von Werten (eben Kryptowährungen wie Stablecoins) ermöglichen, sondern auch die Ausführung von Programmcodes auf der Blockchain selbst erlauben. Die erfolgreichste Smart-Contract-Blockchain bis dato ist Ethereum. Gerade der vergangene Bullenmarkt von 2021 hat aber auch andere derartige Projekte ins Rampenlicht gerückt. So gehören heute beispielsweise Solana oder Avalanche aber auch BNB Chain oder Cardano zu den grössten Smart-Contract-Blockchains. Ausschlaggebend für deren Erfolg ist oftmals, dass diese als zugrunde liegende Blockchain-Infrastruktur für zahlreiche Projekte Verwendung finden. Projekte, die Blockchain-basierte Anwendung über eine Blockchain ins Leben rufen, lancieren ihre Lösungen demnach über eine Smart-­Contract-Blockchain. Die Smart Contracts des jeweiligen Projekts werden dann auf die entsprechende Blockchain geschrieben und verwenden von da an den zugrunde liegenden Coin der Smart Contract-Blockchain als Treibstoff (Gas) zur Ausführung ihrer Smart Contracts. Aufgrund dieser Tatsache werden Smart-Contract-Blockchains daher oftmals auch als Layer-1-Blockchains beschrieben.

Skalierungsprojekte: Layer 2 Lösungen

Wie sich über die vergangenen Jahre herausgestellt hat, können Smart-Contract-Blockchains nur schlecht skalieren (siehe Blockchain-Trilemma). Folglich versucht man innerhalb der Industrie, vermehrt über sogenannte Layer-2-Lösungen zu skalieren. Technisch gesehen handelt es sich hierbei um Protokolle, die auf Smart-Contract-Blockchains aufbauen und mittels übergeordneter Netzwerkschicht die Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit derselben zu verbessern versuchen. Das Ziel besteht darin, Transaktionen schneller, günstiger und effizienter abzuwickeln und dabei die Sicherheit und Dezentralität der zugrunde liegenden Layer-1-Blockchain so weit wie möglich zu wahren.

Verschiedene Layer-2-Lösungen (Polygon, Optimism, Arbitrum, Metis oder Skale) haben sich in diesem Bereich in letzter Zeit hervorgetan. Während diese Projekte allesamt auf Ethereum als Basis-Smart-Contract-Blockchain bauen, hat sich mit Stacks jüngst auch eine auf Bitcoin bauende Layer-2-Lösung mehr Gehör verschafft. Investoren, die langfristig an einen schichtenartigen Aufbau der Blockchain-Technologie glauben (Modular Blockchain Thesis) sind derzeit dabei, sich in unterschiedlichen Layer-2-Lösungen zu positionieren.

Baukasten für Blockchains

Jetzt, wo wir Layer-1- und Layer-2-Projekte kennen, sollten auch die Layer-0-Blockchains nicht unerwähnt bleiben. In ihrer technischen Ausrichtung liegen diese sogar noch unter den Layer-1-Blockchains. Die bekanntesten Projekte diesbezüglich sind Cosmos und Polkadot. Beide werden oftmals auch als «Blockchain der Blockchains» verstanden. Dies deshalb, weil sie einem Baukastensystem ähnliche Lösungen zur Schaffung neuer Blockchains bieten. Blockchains die dann entweder mit dem Cosmos-­Baukasten oder aber demjenigen von Polkadot programmiert und geschaffen geworden sind, können nahtlos miteinander interagieren, was den Blockchain-übergreifenden Austausch von Daten und Vermögenswerten zwischen verschiedenen Blockchains erleichtert. Investoren, die also vor allem von einer sogenannten Multichain-Welt mehrerer koexistierender Blockchains überzeugt sind, glauben in Projekten wie diesen und anderen eine gute Investmentchance zu sehen.

Finanzen auf der Blockchain

Wenn wir unseren Blick wieder auf die höher liegenden Ebenen richten, so bleibt dieser als nächstes an den verschiedenen DeFi-­Protokollen hängen. DeFi-Protokolle sind in der Regel Open-Source-Software-Programme, die auf einer Layer-1-Blockchain ausgeführt werden und herkömmliche Finanzanwendungen auf der Blockchain-Technologie abbilden. Die seriösen Projekte unter diesen Protokollen werden nicht durch eine zentrale Instanz verwaltet, können kaum zensuriert werden und stehen für alle Nutzer rund um den Globus zu jeder Zeit und Stunde offen. Zu den bekanntesten DeFi-Protokollen zählen Uniswap, Compound, MakerDAO oder Aave. Sie alle wurden ursprünglich auf Ethereum lanciert, doch können sie heute aber vielfach auch über andere Layer-1-Blockchains und vor allem auch Layer-2-Lösungen verwendet werden. Ihr Token existiert in den meisten Fällen allerdings noch immer auf Ethereum. Neuere Protokolle hingegen emittieren ihren Token immer öfters direkt über Layer-2-Lösungen.

Wer an eine künftige Welt der dezentralen Finanzen auf der Blockchain glaubt, sollte demnach den einen oder anderen DeFi-Token im Portfolio haben. In Bezug auf diese DeFi-Token gilt es allerdings stets zu beachten: Nicht immer ist ein Token für die Nutzung des zugrunde liegenden Protokolls vonnöten. Auch ist bei einigen DeFi-Token noch immer nicht restlos geklärt, wo der Nutzen des Tokens wirklich liegt und wo folglich der langfristige Wert dieses Tokens herkommen soll. Einige DeFi-Investoren entscheiden sich deshalb auch dafür, nicht in den Token von DeFi-Projekten zu investieren, sondern vielmehr durch die Nutzung derselben eine Rendite zu erzielen. So kann man beispielsweise für verschiedene Protokolle als Liquiditätsanbieter fungieren und gegen die erbrachte Liquidität Liquiditätsanbietergebühren verdienen.

Tokenisierte Aktien

Während verschiedene DeFi-Token heute als Pseudoaktien daherkommen, gibt es mittlerweile auch Aktien herkömmlicher Firmen, die in Übereinstimmungen mit dem Wertschriftenrecht auf einer Blockchain tokenisiert worden sind. In den meisten Fällen handelt es sich um tokenisierte Aktien verschiedener KMUs. Eine aktuelle Übersicht über den Schweizer Markt tokenisierter Aktien findet sich hier. Firmen wie Daura, Aktionariat oder Arcton helfen dabei Aktien zu tokenisieren, die dann von Investoren über die Blockchain-Technologie erworben werden können.

NFTs: digitale Vermögenswerte aller Art

Bei Investoren für viel Furore gesorgt haben in den vergangenen zwei Jahren NFTs. Dieser Kurzbegriff steht für «Non-Fungible Token» und bedeutet, dass jeder einzelne Token einzigartig ist und somit ein Unikat auf der Blockchain darstellt. Als Investment haben bislang vor allem digitale Kunstwerke in Form von Bildern, Videos oder Musikstücken geboomt. Bilder von Affen, verpixelten Punks oder digitale Drachenkatzen haben teils astronomisch hohe Preise erzielt. Derartige NFTs sind also vor allem für Investoren, die ein Flair für Kunst haben und vielleicht sogar schon das eine oder andere Investment im traditionellen Kunstmarkt getätigt haben. NFTs werden demnach oft als Sammlerstücke betrachtet und auch in der Unterhaltungsbranche eingesetzt. Wer also auf die potenziell breitere Adoption von NFTs setzen möchte, müsste demnach in Token von NFT-Marktplätzen (BLUR, LOOKS, SUDO oder RARI) investieren. Andere, individuelle NFTs können vor allem dann interessant sein, wenn sie einen realen Nutzen stiften. So gibt es NFTs, die ihre Halter für Bitcoin-Mining-Erträge berechtigen oder zu exklusiven VIP-Veranstaltungen in der echten Welt Einlass gewähren. Darüber hinaus sind NFTs natürlich auch im Metaverse ein Thema. Hier kommen sie entweder als In-Game-Items vor oder repräsentieren das Recht an virtuellem Landbesitz. Bekannte Kryptoprojekte aus dem Metaverse sind Sandbox, Decentraland, Illuvium oder Magic.

Investment in das nächste Internet

Im Zusammenhang mit NFTs und dem Metaverse sollten wir zum Abschluss den Bereich der Web3-Infrastrukturlösungen erwähnen. Diese Lösungen bauen an der Infrastruktur, die für die Verwirklichung der nächsten Iteration des Internets entscheidend ist. Gemeint sind verschiedene Web3-Lösungen wie dezentrale Wireless-Netzwerke (Helium oder Pollen) oder dezentrale Speicherlösungen (Filecoin, Dfinity, Areweave oder Sia). Denn nur wenn solche Web3-Infrastrukturlösungen performant und skaliert funktionieren, werden sich NFTs, das Metaverse und das gesamte Web3 auch wirklich durchsetzen können. Kein Wunder also, dass innerhalb der Blockchain-Welt immer mehr Investoren auf die Projekte aufmerksam werden.

Fazit

Als Zusammenfassung können wir an dieser Stelle festhalten: Das Feld der digitalen Assets ist heute enorm breit und umfasst die verschiedensten Projekte, die hier und da aufeinander aufbauen und somit miteinander in Verbindung stehen. Als Investor ist es wichtig, die Zusammen­hänge, aber auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Kryptoassets zu kennen, um bei der Erstellung eines eigenen Krypto-­Portfolios informierte und damit stimmige Entscheide treffen zu können.

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken