Zurück
payoff Blockchain Report

Wo steckt Bitcoin in 10 Jahren?

11.01.2022 5 Min.
  • Pascal Hügli
    Redaktor

2021 war das Jahr, in dem sich Bitcoin auf der Makroebene etabliert hat.

Zahlreiche börsenkotierte Unternehmen wie MicroStrategy, Tesla oder Square halten Bitcoin in ihren Büchern. Als erster Nationalstaat überhaupt hat El Salvador das Krypto-Asset im September des letzten Jahres zu seinem gesetzlichen Zahlungsmittel erklärt. In der Folge hat der lateinamerikanische Staat seither in mehreren Episoden in Bitcoin investiert und für das eben angebrochene Jahr hat er sogar angekündigt, einen Bitcoin-Bond von USD 1 Milliarde auszugeben.

Angesichts dieser Entwicklungen stellt sich die berechtigte Frage: Wo steht Bitcoin in zehn Jahren? Bevor wir diese Frage gegen Ende dieses Artikels beantworten können, wollen wir zunächst klären, weshalb ein Staat wie El Salvador oder ein Unternehmen wie MicroStrategy auf Bitcoin setzen. Die häufiggenannte Antwort diesbezüglich: Sie haben erkannt, dass Bitcoin digitales Gold darstellt.

Eine optimale Synthese

Diese Sichtweise von Bitcoin als Gold 2.0 scheint sich heute denn auch allgemein durchgesetzt zu haben. Gleichwohl dürften die Relevanz und Tragweite davon noch zu wenig verstanden werden. Das rührt daher, dass Gold als Vermögenswert in vielerlei Augen längst aus der Mode gekommen ist. Und als Upgrade einer Sache, die gemeinhin für ein barbarisches Relikt gehalten wird, würde auch Bitcoin – neben all den staatlichen Fiatgeldern – künftig bloss ein Nischenplatz zukommen.

Wer dieser Überzeugung ist, könnte sich noch täuschen. So ist Bitcoin nicht nur das bessere Gold, sondern auch das bessere Fiatgeld. Während Gold über die Zeit als gut transferierbar gilt, unterliegt das es aufgrund seiner Physikalität hohen Transak- tionskosten, weshalb das gelbe Edelmetall über Distanzen kostspielig zu übertragen ist. Bei Fiatgeld ist es gerade andersherum. Staatliche Währungen lassen sich über weite Distanzen ohne Weiteres überweisen, sind aber über die Zeit aufgrund ihres kontinuierlichen Wertverlustes nur schlecht transferierbar.

Quelle: Pascal Hügli (inspiriert durch Fiat Standard, Saifedean Ammous)

Bitcoin ist aus geldtheoretischer Sicht als die perfekte Synthese von Gold und Fiatgeld zu sehen. Aufgrund seiner Digitalität lässt sich Bitcoin bequem als blosse Bits und Bytes transferieren. Bitcoins digitale Knappheit macht das Krypto-Asset aber auch in der Zeit optimal transferierbar. Im Vergleich mit Gold und staatlichen Fiatgeldern ist somit nur Bitcoin selbst auf einen optimalen Transfer über Raum und Zeit ausgelegt.

Eine Frage der Perspektive

Das Argument von Bitcoin als optimaler Wertspeicher wird allerdings immer wieder angefochten. Ins Feld geführt wird die Volatilität. Wie kann Bitcoin als vorzügliches Wertspeicherungsmittel gelten, wenn das Krypto-Asset, wie nach seinem Allzeithoch im November 2021, in nur wenigen Wochen bis zum Jahresende um über 30% korrigieren kann?

In der kurzen Frist ist Bitcoin tatsächlich volatil. Das soll aber nicht darüber hinwegtäu- schen, dass das Krypto-Asset aufgrund der digitalen Knappheit und anderer monetärer Eigenschaften seiner Rolle als prädestiniertes Wertaufbewahrungsmittel in der langen Frist gerecht werden sollte. Noch wird Bitcoin klar als Risk-on-Vermögenswert betrachtet, was den Kryptowert anfällig für Marktturbulenzen macht. In der langen Frist ist zu erwarten, dass sich Bitcoin dereinst, seinem eigentlichen Wesen getreu, in das ultimative Risk-Off-Asset entwickeln dürfte.

Bis es so weit ist, wird Bitcoin daher – das sehen auch die Exponenten hinter MicroStrategy oder El Salvador so – als eine neue Art von Lebensversicherung gegen die um sich greifende Geldmengenvermehrung aufgefasst. Der Schutz, den Bitcoin bietet, wird vor allem dann ersichtlich, wenn andere Anlagen zur Geldmengenausweitung ins Verhältnis gesetzt werden.

Eine Versicherung gegen Geldvermehrung

Generell leben Schweizer Anleger im Glauben, dass sie überaus gut gefahren sind, wenn sie über die vergangenen Jahre in den Swiss Market Index (SMI) investiert haben. Dessen Kurs ist im Schweizer Franken gemessen denn auch stark gestiegen. Vergleicht man den Schweizer Leitindex jedoch nicht mit seiner CHF-Bewertung, sondern mit dem Schweizer Geldmengenaggregat M2 – ein grober Indikator dafür, wie viel Geld in der Schweiz geschöpft wird – dann zeigt sich ein anderes Bild: Bis zur Finanzkrise von 2008 vermochten Schweizer Aktien noch mit der Geldmengenausweitung Schritt halten. Da-nach setzte eine Entkoppelung ein und die Aktien fielen hinter die Geldvermehrung zurück.

Wie die untenstehende Grafik veranschau- licht: Wählt man den richtigen Nenner, die Geldmengenausweitung also, verbleibt der Kurs des SMI seit 2008 flach. Anders aus- gedrückt heisst das, dass die Geldmengen- vermehrung die Produktivitätsgewinne der Schweizer Wirtschaft unterläuft und die Kursgewinne von SMI-Investoren zwar no- minal, nicht aber real vorhanden sind.

Quelle: Pascal Hügli (Daten: SNB & Yahoo Finance)

Im Januar 2009 ist Bitcoin live gegangen. Weiss man von der eben beschriebenen Entkoppelung, dann wirkt die Lancierung Bitcoins zu diesem exakten Zeitpunkt wie ein göttlicher Akt mit perfektem Timing. So vermochte Bitcoin vom ersten Tag an der Geldmengenausweitung zu trotzen. Seine Performance seit seiner Entstehung ist phänomenal und macht ihn zu einer der wenigen globalen Anlagen, die Anlegern nicht bloss eine nominale, sondern eine reale Rendite beschert hat. Dies zeigt die untenstehende Grafik eindrücklich: Selbst wenn die Geldmengenausweitung in den Bitcoin-Preis miteingerechnet wird, vermag dieser dem Bitcoin-Preis in Schweizer Franken ziemlich genau abzubilden.

Quelle: Pascal Hügli (Daten: SNB & 21Shares)

Diese Tatsache hat es in sich und macht Bitcoin gegenüber anderen Anlagen attraktiv. Als neue Lebensversicherungsstrategie gegen Geldvermehrung wird Bitcoin daher auch in den nächsten Jahren auf Anklang stossen. Ein gewichtiger Anteil der Nachfrage dürfte von Fixed-Income-Investoren kommen. Diese werden Bitcoin als eine neue Art von Nullkuponanleihe entdecken, um für sich und ihre Kunden Geld mit einem generationsübergreifenden Zeithorizont werterhaltend in die ferne Zukunft zu transferieren.

Das Ende der Akzeptanzkurve dürfte somit bei Weitem noch nicht erreicht sein. Mehr und mehr Anleger werden vor der Geldmengenausweitung in Bitcoin selbst oder in des- sen Anlageprodukte Zuflucht suchen. Dabei werden sie bemerken, dass Bitcoin nicht nur eine Lebensversicherung gegen Geldvermehrung, sondern auch eine ganz neue, unabhängige Finanzordnung darstellt.

Weitere News aus der Rubrik

Unsere Rubriken