

Zölle, Zoff und Zittern: Trump macht Börsen zur Achterbahn
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Martin Raab
Investment-Stratege
Strafzölle und wirre Nachrichten verunsichern Wall Street und Europa gleichermassen. Präsident Trump muss dringend den Fuss vom Gaspedal nehmen, sonst droht die Weltwirtschaft aus der Kurve zu fliegen. Für Anleger hört der Spass auf.
Haben Sie Ihren Fallschirm schon gepackt? Wenn nicht, wird es höchste Zeit, denn die Börsen stehen kurz vor dem freien Fall. Der Grund: Donald Trump schwingt wieder einmal die Zollkeule. Diesmal trifft es nicht nur China, sondern auch Freunde und Nachbarn. Und wenn Trump eines kann, dann Märkte in Aufruhr versetzen – quasi ein Influencer, aber für Panik an der Wall Street.
Die Wall Street findet Strafzölle überhaupt nicht lustig. Und jetzt geht es in die nächste Runde: Höhere Zölle auf alles Made in China, Strafzölle auf mexikanische Avocados (kein Witz!) und Autoteile. Dazu noch eine Extraportion Druck auf Kanada, weil … warum eigentlich nicht? Die Märkte reagieren wie ein nervöser Chihuahua auf ein Feuerwerk: zittern, hecheln, Panik! Der Dow Jones taumelt bereits, der S&P 500 sieht aus, als hätte er ein schlechtes Wochenende hinter sich. Und die Technologiewerte im Nasdaq 100? Achterbahnfahrt seit mehr als drei Wochen.
Heute hat Präsident Trump eine Schonfrist für bestimmte Automobil-Zölle in Aussicht gestellt. Offenbar kamen nicht nur wütende Anrufe von Warren Buffet, sondern auch von anderen Milliardären und den CEOs von Ford und General Motors. Kurzfristig sieht es auch charttechnisch düster für die Wall Street aus. Die Lösung kann nur noch der Meister selbst bringen: Trump muss die Zölle auf mexikanische und kanadische Importe senken – sonst droht eine Katastrophe für US-Unternehmen. Im schlimmsten Fall kämpfen amerikanische Firmen bald mit drastischen Preiserhöhungen beim Einkauf und haben zwei Optionen: Entweder steigen die Retail-Preise (schlecht für Verbraucher und Inflation) oder die Unternehmensgewinne sinken, weil höhere Preise nicht durchsetzbar sind (schlecht für die Aktionäre).
In den letzten zwei Wochen sind insbesondere Indexanlagen stark unter Kursdruck geraten. Zwar ist es intellektuell wenig attraktiv, einen Teil der Asset-Allokation in Money Market Investments zu parken, aber es hilft, Negativperformance zu vermeiden. Der Wiedereinstieg muss jedoch gut durchdacht sein. Interessant sind derzeit alternativ auch Derivate auf den Bund Future (im Kontext der deutschen Neuschulden-Debatte) oder Schnäppchen bei ausgewählten Marktführer-Aktien, die durch Panikverkäufe in den letzten 14 Tagen teilweise mit einem Discount von bis zu 30% YTD gehandelt werden.
Und wer in den nächsten Wochen keine Lust mehr auf die Börsenachterbahn made by White House hat, der holt sich einfach Popcorn und schaut dem Drama von der Seitenlinie zu. Die nächste Wende ist nur eine Werbeunterbrechung auf CNN oder Bloomberg TV entfernt.