BMW: Raus aus dem Schatten
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Christian Ingerl
Der E-Auto-Pionier Tesla überstrahlt derzeit alles. Doch sollte dies nicht über die Klasse des deutschen Premiumherstellers BMW hinwegtäuschen. Höchste Zeit für eine Aufholjagd.
Die Autowelt scheint derzeit Kopf zu stehen – zumindest aus Börsensicht. Während Tesla im Rekordtempo nach oben eilt und mittlerweile den ersten Platz in Sachen Marktkapitalisierung erobern konnte, stehen traditionelle Autokonzerne wie BMW offensichtlich mit dem Rücken zur Wand. Mehr als ein Viertel an Unternehmenswert büsste der Münchner Premiumhersteller in den vergangenen drei Jahren ein.
Bewertungsvergleich
EUR. 39 Mrd. bringt BMW derzeit auf die Waage, bei Tesla sind es stolze EUR 246 Mrd. – also mehr als sechs Mal so viel. So mancher Investor dürfte sich fragen, ob dieser Abstand gerechtfertigt ist? Beim Blick auf den Absatz scheint die Antwort klar: BMW wird in diesem Jahr trotz Corona rund vier Mal so viele Autos verkaufen als Tesla. Im zweiten Quartal setzte Tesla 90’000 Fahrzeuge um, BMW dagegen 485’000. Umgerechnet auf den Börsenwert wird derzeit für ein Tesla-Modell unsagbare EUR 270’000 bezahlt, einen weiss-blauen bekommt man dagegen für schlappe 80’400 Börseneuros. Die Relationen sprechen somit eine eindeutige Sprache.
Zugegeben, Tesla ist hip und mit seiner E-Strategie auf der Überholspur. Doch schlafen auch die Deutschen nicht. Entgegengesetzt zum Automarkt verzeichnete BMW im ersten Halbjahr bei den elektrifizierten Modellen ein Plus von 3.4%. Der Anteil der E-Modelle am Gesamtabsatz lag im zweiten Quartal bei 6.4%. In den kommenden Monaten könnte das Wachstum sogar noch anziehen, denn zum einen sieht das Konjunkturpaket in Deutschland eine Förderung von elektrifizierten Fahrzeugen vor. Zum anderen bringt der Autokonzern immer mehr Stromer auf den Markt. So feierte am 14. Juni der iX3 seine Weltpremiere. Innerhalb der kommenden drei Jahre plant BMW ihr Angebot auf insgesamt 25 elektrifizierte Modelle auszubauen.
Für die Zukunft gerüstet
Selbstverständlich kann sich BMW der Corona-Krise nicht entziehen und dürfte im 2. Quartal in die roten Zahlen rutschen. Allerdings sollte im Gesamtjahr noch ein Plus zu schaffen sein. Und sobald sich die Automärkte wieder normalisieren, dürfte das Unternehmen wieder den Gewinnturbo zünden. BMW ist erstens bekannt dafür, die Kosten im Griff zu haben und zweitens verfügt der Konzern über einen vielversprechenden Modellmix. «Insgesamt scheint uns BMW mit Blick auf die Elektromobilität und die Verbrennungsmotoren-Technologie besser aufgestellt als die beiden deutschen Konkurrenten Audi und Mercedes-Benz», konstatiert Frank Schwope, Auto-Analyst bei der Nord LB.
Börsianer scheinen die Unterbewertung der BMW-Aktie mittlerweile erkannt zu haben. Der Kurs zog seit dem März-Tief um mehr als 60% an. Aktuell ist der DAX-Titel gerade dabei, den horizontalen Widerstand bei EUR 60 zu knacken. Eine harte Nuss, denn auf diesem Niveau verläuft auch die 200-Tage-Linie.
Anlagelösungen
Positiv gestimmte Anleger können mit dem Long Faktor-Zertifikat CB1AKS der Société Générale auf einen möglichen Durchbruch durch das Widerstandsduo setzen. Das Produkt verfügt über einen konstanten Hebel von 4. Für den Fall, dass die Kraft des Blue Chips vorerst nicht mehr als zu einer Kursstabilisierung auf dem aktuellen Niveau reicht, wäre der Barrier Reverse Convertible FBHBJB von Julius Bär das passende Instrument. Das Produkt stellt eine hohe Seitwärtsrendite von 13.7% p.a. in Aussicht. Die Barriere befindet sich bei EUR 23.54 und damit knapp 61% vom aktuellen Niveau entfernt. Die Laufzeit endet am 23. August 2021.