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payoff Learning Curve

Dividenden als Renditegarant

16.09.2022 5 Min.
  • Serge Nussbaumer, Chefredaktor

Dividenden geniessen bei professionellen Anlegern seit jeher einen hohen Stellenwert. Diese Investmentstrategie könnte sich auch im aktuell unsicheren Marktumfeld auszahlen. Nicht nur, dass nach dem Pandemiejahr 2020 neue Höchststände bei den Ausschüttungssummen erwartet werden. Dividendenstarke Titel gleichen schlechte Marktphasen in der Regel auch besser aus. Hinzu kommt, dass die zum Teil üppigen Gewinnbeteiligungen weiterhin eine echte Alternative zum derzeitigen Zinsniveau bieten.

SNB, EZB und die Fed, wohin man auch blickt, weltweit straffen die Notenbanken ihre finanzpolitische Ausrichtung. Die schier endlose Zeit der Negativzinsen scheint also passé zu sein und Anleger freuen sich wieder auf anständige Renditen bei Fest- und Termingeldern. Doch halt: So einfach ist die Rechnung nicht. Es gibt eine nicht zu vernachlässigende Kehrseite – Inflation. Diese lag hierzulande zuletzt bei 3.4%, in der Eurozone und in den USA sogar jenseits der 8%-Marke.

Da die jüngsten Leitsatzerhöhungen bis dato nur zu Mini-Zinsen führten, die Rendite der Bundesobligationen Eidgenossenschaft liegt bei 0.773%, müssen Anleger beim Ersparten weiterhin mit ansehen, wie die Substanz schmilzt. Als Börsianer wissen wir aber, dass ein angelegtes Vermögen in Aktien – im Gegensatz zu Sparguthaben – nicht von der Inflation aufgefressen wird. Aktien aber wiederum befinden sich derzeit in einem unruhigen Fahrwasser. Der Ukraine-Krieg, Rezessionsängste und Corona sorgen für hohe Schwankungen.

Vorsprung dank Dividende

Eine Alternative bietet die Dividendenstrategie. Mit dieser setzen Anleger auf substanzstarke Titel, kassieren die Gewinnausschüttungen und gleichen schlechte Marktphasen besser aus. Urvater dieser Strategie ist der Wirtschaftswissenschaftler Benjamin Graham, der bereits vor mehr als 70 Jahren die Losung ausgab, nur solche Aktien zu kaufen, die kontinuierlich eine hohe Ausschüttung abwerfen. Zu Recht: Historischen Untersuchungen zufolge liefern Dividenden langfristig den höchsten Beitrag zur Gesamt-Performance einer Aktienanlage, denn reinvestierte Dividenden erzielen einen beachtlichen Zinseszinseffekt. Laut einer Studie der UBS wird beispielsweise der Dividendenanteil an der Gesamtrendite in Europa langfristig bis auf 60% zulegen.
 
Dass dividendenstarke Aktien besser abschneiden als der Gesamtmarkt zeigt unter anderem ein Vergleich zwischen dem SMI und dem SPI Select Dividend 20 Index. Dieser umfasst die 20 besten Unternehmen aus dem SPI, welche stabile Dividendenzahlungen und eine solide Rentabilität (ROC) verzeichnen. Auf Sicht von fünf Jahren weist das Strategie-Barometer ein Plus von 62% auf, der Gesamtmarkt kam dagegen
«lediglich» um ein Viertel voran.

Insbesondere in Krisenzeiten ist die Gewinnbeteiligung ein wichtiges Kriterium. Dann ist die Ausschüttung ein wichtiges Signal aus dem Unternehmen, dass die Geschäfte laufen und ein grosses Vertrauen in die Zukunft besteht. Dies wiederum kommt an der Börse gut an. «Empirische Analysen haben gezeigt, dass dividendenstarke Werte in schwierigen Marktphasen eine stabilere Anlageform sein können als dividendenschwache Papiere, da eine Dividende als Puffer vorübergehende Kursverluste abmildern kann», konstatiert Fondsmanager Jan Ehrhardt von DJE Kapital. Im Idealfall sind die Ausschüttungen noch durch eine dicke Substanz sowie durch einen hohen Cashflow abgesichert. Entscheidend bei der Suche nach den Dividendenperlen ist aber nicht die höchste Rendite, sondern vor allem eine anhaltende und idealerweise steigende Dividendenzahlung. Denn eine hohe Rendite kann beispielsweise auch dann entstehen, wenn der Aktienkurs stark sinkt.

Schwankende Ausschüttungen

Üppige Dividendenzahlungen sind aber keine ausgemachte Sache, turbulente Phasen wie die Finanzkrise 2008 oder auch die Corona-Pandemie 2020 haben dafür gesorgt, dass sich die Unternehmen von der weniger spendierfreudigen Seite zeigten. So gingen die Dividenden 2009 im STOXX 600 Index auf EUR 194 Milliarden zurück, ein Jahr zuvor summierten sich die Zahlungen noch auf EUR 246 Milliarden. «Das entspricht einer Kürzung der Dividendensumme von über 20%», rechnet Portfoliomanager Thomas Meier von MainFirst vor und fügt hinzu, «Nachfolgend hat es insgesamt fünf Jahre gedauert, bis neue Dividendenhöchststände erreicht wurden.»

«Auch in der Pandemie setzten die Unternehmen bei ihren Gewinnbeteiligungen den Rotstift an.»

Auch in der Pandemie setzten die Unternehmen bei ihren Gewinnbeteiligungen den Rotstift an. So reduzierten sich die Auszahlungen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 36% auf EUR 257 Milliarden. Die Erholung dürfte aber deutlich schneller von statten gehen als in der Finanzkrise. «Wir erwarten bereits neue Dividenden-Rekordsummen für das Jahr 2022», so Dividenden-Experte Meier. Die ausgezahlten Summen zeigen bereits nach oben. Laut dem jüngsten Janus Henderson Global Dividend Index legten die weltweiten Dividenden im 2. Quartal um 11.3% auf ein neues Quartalshoch von USD 544.8 Milliarden zu. Insgesamt 94% der Unternehmen erhöhten in der Periode von April bis Juni ihre Ausschüttungen oder hielten sie zumindest konstant. «Die guten Zahlen ergeben sich aus einem profitablen Jahr 2021, in dem die Unternehmen aufgrund der wieder anziehenden Nachfrage nach Corona steigende Umsätze und wachsende Gewinnmargen verzeichneten», begründen die Experten die positive Entwicklung.

Insbesondere Ölproduzenten sowie Banken und Autohersteller leisteten einen bedeutenden Beitrag zum aktuellen Dividendenwachstum. Erstgenannte Branche trug sogar mehr als ein Fünftel zum Anstieg im 2. Quartal bei. Aber auch der heimische Nahrungsmittelriese Nestlé ist erneut unter den Top-10 der ausschüttungsfreudigsten Unternehmen zu finden. Am schwächsten schnitten die Telekommunikationskonzerne ab. Unter anderem die drastische Kürzung von AT&T sorgte dafür, dass der Sektor ein negatives Wachstum von 12.1% aufweist. Die Experten von Junus Henderson gehen davon aus, dass die Auszahlungen im Gesamtjahr 2022 einen Wert von USD 1.56 Billionen erreichen werden, das entspricht einem Plus von 5.8% gegenüber dem Vorjahr.

Diversifiziert investieren

Angesichts der positiven Aussichten sowie dem hohen Stellenwert der Ausschüttungen in Bezug auf die Aktienrendite sollten Dividendenjäger nicht die Chance auf eine attraktive Verzinsung des Kapitals verpassen. Am Markt sind zahlreiche breit gestreute Indizes und Baskets zu finden, welche der populären Dividenden-Strategie Rechnung tragen. Mit entsprechenden Tracker-Zertifikaten auf die jeweiligen Strategie-Barometer lässt sich einfach und kostengünstig ein breit diversifiziertes Dividenden-Investment eingehen. In der nachfolgenden Tabelle haben wir interessante Produkte zusammengefasst.

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