«Eine der grössten Herausforderungen sind die aktuellen Marktbedingungen»
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Martin Raab
Sylveline Besson, Global Head of Structured Products and OTC Derivatives bei CA Indosuez Wealth Management, über passende Anlagen, verbesserte Akzeptanz von Strukturierten Produkten und neue Chancen im Einsatz als Teil einer smarten Vermögensverwaltung.
Frau Besson, beschreiben Sie doch bitte kurz Ihr aktuelles, berufliches Umfeld.
Als Global Head of Structured Products und OTC-Derivate bin ich bei CA Indosuez Wealth Management neben der Strategie und der Weiterentwicklung unseres Produktangebotes auch für ein globales Team verantwortlich. An unseren Standorten in Genf, Hongkong, Luxemburg, Madrid, Mailand, Miami, Monaco, Paris, Sao Paolo und Singapur entwickeln wir auf die Bedürfnisse unserer Kunden angepasste Investmentideen, die auf unterschiedlichsten Basiswerten beruhen. Im Rahmen unserer offenen Architektur werden die von uns so konzipierten Produkte durch Investmentbanken unseres Vertrauens emittiert.
Welches sind denn die Produkte, die sie für die Kunden zurzeit nutzen?
Im heutigen Umfeld, mit tiefen bis sogar negativen Zinsen, setzen Kunden bei Ihrer Suche nach Rendite gerne auf Reverse Convertibles, kurz RCs genannt, meistens
mit Aktien als Basiswert. Generell empfehlen wir RC mit einem Strike «out of the money». Dies erlaubt unseren Kunden, im schlimmsten Fall die Titel mit einem
Discount zu kaufen, falls der Basiswert unter den zu Beginn definierten Strike sinkt. Für konservativere Kunden bieten Floating Rate Notes neben einem gewissen Kapitalschutz auch den Vorteil eines regelmässigen Coupons. Wer grösseren Risikoappetit hat, bekommt bei uns auch Turbo-Zertifikate. In jedem Falls suchen wir nach einem attraktiven Risiko-/ Ertragsprofil, welches unsere Kunden für das eingegangene Risiko adäquat entschädigt.
Wie hat sich die Nachfrage für Strukturierte Produkte in den letzten Jahren entwickelt?
Seit 2013 haben unsere Kunden vor allem auf aktien-indexierte Produkte gesetzt. Aufgrund der hohen Bewertungen suchen wir vermehrt nach sogenannten «autocallablen» Strukturen oder Produkten, die während der Laufzeit verschiedene Barrieren, z.B. «Step down», aufweisen. Zur Diversifikation – insbesondere der Basiswerte – empfehlen wir seit einiger Zeit vermehrt auch RC, die sich am CMS («Constant Maturity Swap») orientieren – auch hier mit einem Strike ausserhalb des Geldes.
«Gestiegene Transparenz-Anforderungen führen dazu, dass diverse Marktteilnehmer ihre Strategien oder Preismodelle überdenken müssen.»
Weil sich zum Beispiel der Ölpreis – insbesondere für Brent – sich in Backwardation befindet, bieten sich auch hier interessante Möglichkeiten an. Aufgrund des aktuellen Umfelds sind auch Produkte attraktiv, die von einer tiefen Volatilität profitieren.
Mit welcher prozentualen Allokation sind Strukturierte Produkte bei ihren Kunden im Portfolio vertreten?
Für uns stellen Strukturierte Produkte keine eigene Asset-Klasse dar. Aber deren gezielter Einsatz erlaubt uns, eine definierte Anlagestrategie effizient und zielgerichtet
umsetzen zu können. Im Rahmen der Anlagepolitik unserer Bank werden jedoch nur Strukturierte Produkte eingesetzt, bei welchen der Basiswert sowie das Market-Timing der Anlagestrategie unserer Bank entsprechen.
Mit Blick auf den SVSP-Vorstand: Wie nehmen Sie die Initiativen wahr?
Der SVSP ist eine aktive und innerhalb der Branche sehr gut verankerte Organisation, welche durch verschiedene Initiativen stark zu einer verbesserten Akzeptanz von Strukturierten Produkten beigetragen hat. Ziel des Verbandes ist die Definition einheitlicher Standards, wie zum Beispiel die «Swiss Derivatives Map», die Förderung des Austausches zwischen seinen Mitgliedern sowie die aktive Teilnahme an Branchenregulierungen und die Zusammenarbeit mit anderen Vertretern der Finanzindustrie. Die Förderung der Akzeptanz von Strukturierten Produkten bei Schweizer Pensionskassen und die neue App sind die jüngsten von mir wahrgenommenen Initiativen.
Wo möchten Sie in der Verbandsarbeit künftig speziell Akzente setzen?
Über die letzten Jahre ist die Zahl der Verbandsmitglieder, die der Buy-Side zugehören, stark gestiegen. Aktuell gehören 8 von 34 Mitgliedern dieser Kategorie an. Ich begrüsse es deshalb, dass der SVSP sich entschieden hat, diese Akteure in seine Arbeit einzubinden. Hier werde ich mich bei den Verbandsaktivitäten einbringen und neue Projekte anstossen können. Der Verband bietet auch die Möglichkeit des Austausches unter seinen Mitgliedern, zum Beispiel zum Thema Best-Practice. Weiter soll der Verband auch vermehrt Beziehungen zu Branchenvertretern in anderen Ländern pflegen und verstärken.
Was sehen Sie als Herausforderungen für den Bereich Strukturierte Produkte an?
Eine der grössten Herausforderungen sehe ich heute in den aktuellen Marktbedingungen. Die tiefen Zinsen gepaart mit tiefer Volatilität haben das Rendite-/ Risikoprofil von Anlagen verschlechtert. Auch die Zunahme der Regulierungsdichte in Ländern in denen wir aktiv sind oder unsere Produkte vertreiben, nimmt starken Einfluss auf unsere Aktivitäten. Und schliesslich werden auch die gestiegenen Anforderungen an die Transparenz dazu führen, dass verschiedene Marktteilnehmer ihre Strategien oder Preismodelle überdenken müssen. Aufgrund dieser Herausforderungen müssen wir uns zukünftig noch stärker darauf konzentrieren für unsere Kunden einen Mehrwert zu erzielen, sei es durch eine umfassendere Beratung, vertiefte Analysen und verbessertes Riskmanagement oder durch den Einsatz optimierter Produkte.
…und wo liegen die Chancen?
Die Vermögensverwaltung muss angesichts der zunehmenden Regulierung beweisen, dass sie es versteht, Dienstleistungen und Produkte anzubieten, die einen echten Mehrwert bieten. Dazu gehören insbesondere Strukturierte Produkte. So bieten wir bei CA Indosuez Wealth Management auch diskretionär verwaltete Mandate an, die ausschliesslich in Strukturierte Produkte investieren – und dies für unterschiedliche Risikoprofile. Daneben verwalten wir auch einen Fonds mit Strukturierten Produkten.
Abschliessend: Welche Strukturen sind derzeit am populärsten?
In Europa, und hier zähle ich auch die Schweiz dazu, sind gegenwärtig sogenannte «Phönix-RC» aber auch RC mit garantierten Coupons mit einer Laufzeit von circa 3 Jahren sehr beliebt. In Asien bevorzugen Anleger hingegen eher kurzfristige Produkte mit einer Laufzeit von wenigen Monaten. Generell besteht ein grosses Interesse an Produkten, die in irgendeiner Form auf Aktien basieren. Dank ihrer asymmetrischen Payoff-Struktur und vielfältigen Einsatzmöglichkeiten stellen Strukturierte Produkte eine echte Alternative zu klassischen Anlageprodukten dar. Ich bin deshalb überzeugt, dass sich der Anteil von Strukturierten Produkten in den Portfolios der Investoren
in Zukunft weiter erhöhen wird.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
VITA
Sylveline Besson leitet als Global Head of Structured Products und OTC-Derivate ein internationales Team von über 20 Mitarbeitern; Sie verantwortet neben dem Vertrieb die Strategie und Weiterentwicklung des Produkteangebots der Gruppe Indosuez Wealth Management an den lokalen Standorten in der Schweiz, in Europa, Übersee und Asien. Sylveline Besson begann ihre Karriere 1994 im Handelsraum einer grossen Bank, wo sie internationale Unternehmen bei der Absicherung von Zins- und Währungsrisiken beriet. 2001 trat sie in die Dienste von Indosuez Wealth Management in Genf. Sylveline Besson zeichnet sich durch langjährige Erfahrungen im Geschäft mit strukturierten Produkten und Derivaten aus; Sie arbeitete in unterschiedlichen Positionen – entsprechend beeinflusste sie die Entwicklung der Branche mit. Sylveline Besson verfügt über einen Master in Business Finance und Finanzmarktpraktiken des Instituts des Etudes Politiques in Strasbourg. Im September 2017 wurde sie in die neu geschaffene Position als Buy-Side-Vertreterin in den Vorstand des Verbandes für Strukturierte Produkte SVSP gewählt.