Im Luxussegment ist für mich Ferrari der absolute Favorit.
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Serge Nussbaumer
Chefredaktor
Das Interview nicht nur als Text, sondern auch als Audiofile. Hören Sie rein:
Maurizio Porfiri, warum ist der Markt für Luxusautos ein Wachstumsmarkt?
Diese Frage ist relativ einfach zu beantworten. Weltweit steigt die Zahl der sogenannten Dollarmillionäre kontinuierlich an. Auch das Vermögen der HNWIs (mit einem investierbaren Vermögen von mehr als USD 1 Million) ist zwischen 2015 und 2022 um 5.3% gestiegen. Im Jahr 2022 ist erstmals ein Rückgang um 3.6% zu verzeichnen. Dies ist vor allem auf den Rückgang der Aktien- und Bondmärkte zurückzuführen, aber auch die steigenden Inflationskosten belasten die Vermögen.
Trotz schwieriger Finanzmärkte wächst die Zahl der Superreichen (UHNWI) aus der sogenannten Ein-Prozent-Schicht weiter. Die Wachstumsraten liegen hier bei 30% pro Jahr und erreichen zwischen 2017 und 2022 sogar 44%. Dabei darf nicht vergessen werden, dass 41% der Superreichen in den USA leben (oder domiziliert sind). Die Zahl der potenziellen Neukunden steigt weiter. Gleichzeitig wird das Durchschnittsalter der Käufer immer jünger.
Wovon ist das Wachstum abhängig?
Es gibt verschiedene Faktoren: Der Haupttreiber ist und bleibt natürlich ein starkes Wirtschaftswachstum in den G7-Staaten und, sagen wir, reichen Staaten dieser Welt. Ein weiterer Faktor ist das Wachstum in den Emerging Markets wie China, Indien, Südamerika und teilweise Afrika. Immer wichtiger werden aber auch demografische Faktoren wie neureiche und jüngere Käufer, die durch neue Einkommensquellen als Neukunden gewonnen werden können.
… wie gross ist der Einfluss von China auf dieses Wachstum?
Obwohl der Markt in absoluten Zahlen weiterhin sehr stark wächst, erleben wir derzeit eine Verlangsamung des Wachstums, da die chinesische Wirtschaft an verschiedenen Fronten, insbesondere auf dem Immobilienmarkt, zu kämpfen hat. Bei den Absatzzahlen ist das von Marke zu Marke unterschiedlich. Bei Porsche, Mercedes und BMW sind es ca. ein Drittel der Umsätze. Aston Martin verkauft weniger als 20% seiner Fahrzeuge in China, bei Ferrari sind es ca. 13% des Gesamtumsatzes.
Wie definieren Sie den Markt für Luxusautos?
Meiner Meinung nach gibt es drei Kategorien:
- Erstens die Supercars. Autos mit sehr kleinen Stückzahlen, aber in einem Preisbereich von deutlich über CHF 500’000. Hier sind Aston Martin, Ferrari, Lamborghini, aber auch kleinere Marken wie McLaren, Bugatti, Pagani Koenigsegg, Spijker und viele andere vertreten.
- Zweitens die Luxusmarken, die sich auf das Hochpreissegment konzentrieren, dazu gehören Marken wie Ferrari, Lamborghini, Aston Martin, Bentley, Rolls-Royce und natürlich Porsche. Hier steht eine sehr hohe Marge pro Stück im Vordergrund, die sich deutlich von der Massenproduktion abhebt.
- Drittens das Premiumsegment, also die aufstrebenden Luxusmarken. Dieses Segment wächst sehr stark und ist vor allem bei den Marken Mercedes und BMW, aber auch bei den Premiummarken des VW-Konzerns zu einem festen Bestandteil der Wachstumsstrategie geworden. Alle genannten Marken wollen ihren Marktanteil in diesem Segment ausbauen und die Gesamtmarge des Konzerns erhöhen. Damit wird die Abhängigkeit vom Volumenabsatz reduziert. Dies ist vor allem in Rezessionszeiten wichtig, in denen ein Unternehmen mangels Absatz schnell in die Verlustzone rutschen kann.
Wo beginnt dieser?
Die Premiummarken haben sich in den letzten Jahren zum Luxusmarkt entwickelt. Dazu gehören die gesamte AMG-Serie bei Mercedes, M-Sport bei BMW oder die RS-Fahrzeuge bei Audi. Umgekehrt haben Luxusmarken wie Ferrari, Aston Martin und Bentley den SUV-Markt für sich entdeckt und damit ihre Umsatz- und Gewinnaussichten deutlich steigern können.
Welchen Faktor spielt der Elektroantrieb in diesem Segment?
Tesla hat gezeigt, dass ein Plaid S in 2.1 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt und erst bei 322 km/h endet. Sicherlich gibt es einen aufstrebenden Markt im BEV-Luxussegment und keiner dieser Anbieter möchte den Anschluss verpassen. Allerdings ist das Angebot in diesem Segment noch sehr überschaubar. Ferrari, Aston Martin und Bentley werden ihre BEV-Modelle nicht vor 2025/2026 auf den Markt bringen.
Etwas anders sieht es im Premiumsegment aus. Hier hat Porsche gezeigt, dass sich Elektrosportwagen relativ gut verkaufen lassen und auch eine Nachfrage besteht. Am Beispiel des Porsche Taycan kann man sehen, dass die verkauften Einheiten von noch 800 Stück im Jahr 2019 auf 20’000 im Jahr 2020 gestiegen sind und sich nun ab 2021 bei 40’000 Stück eingependelt haben. Das sind jetzt fast so viele, wie vom 911er verkauft werden.
Ist auch bei Luxuswagen ein Trend zur Nachhaltigkeit spürbar und wenn ja, wie äussert er sich?
Für die Hersteller sicherlich ja, sie müssen aufgrund der Nachhaltigkeitstrends insbesondere auf Druck der EU ihren CO2-Ausstoss reduzieren und das Angebot an emissionsarmen Fahrzeugen erhöhen. Ob beim Käufer eines teuren, schnellen Luxusautos die Nachhaltigkeit im Vordergrund steht, wage ich zu bezweifeln. Bei der jüngeren Käuferschicht könnte dies in naher Zukunft eher der Fall sein.
Die Aktie von Ferrari befindet sich auf einem Allzeithoch. Was spricht für ein Engagement in den roten Boliden?
Da ist Ferrari wirklich sehr gut aufgestellt. Und ich glaube, es gibt zwei Hauptfaktoren: Das eine ist die Exklusivität der Marke, die Innovationskraft. Sie sind nicht auf ihren 12-Zylindern sitzen geblieben, sondern sie machen eigentlich jeden Trend mit. Sie zeigen das im Motorsport, auch wenn sie nicht immer gewinnen, aber trotzdem ist die Entwicklung und die Investition in diesem Bereich immer noch relativ hoch. Also das, was sie jedes Jahr an R&D oder an Entwicklungsgeldern zur Verfügung stellen, ist relativ hoch im Vergleich zum Umsatz. Und was ein Ferrari im Vergleich zu anderen hat, ist Pricing Power.Man kann es mit Louis Vuitton im Luxusmarkensegment der Bichouterie oder der Modewelt vergleichen. Sie müssen keine Preisanpassungen vornehmen. Und da ist es wirklich auffällig, wie der Gewinn pro Fahrzeug ständig steigt. Das hat auch Ferrari wieder gezeigt, indem sie sich in neuen Marktsegmenten positioniert haben, zum Beispiel im SUV-Bereich mit dem Puro Sangue 4×4. Da sind sie vielleicht etwas später dran als Porsche, aber sie positionieren das Auto auch in einem Segment, das sich nicht jeder leisten kann. Und Ferrari ist führend, was die Marge pro verkauftem Auto angeht, und das wird auch so bleiben.
Was macht Ferrari in den letzten drei Jahren besser als Porsche, dessen Aktienkurs seit Juni 2021 kontinuierlich nachgibt?
Es gibt zwei Hauptfaktoren: Erstens die Exklusivität der Marke und die Innovationskraft und zweitens die Preissetzungsmacht. Um einen Ferrari kaufen zu können, muss man zu einem ausgewählten Kreis gehören und es sich leisten können. Hinzu kommt, dass es aufgrund der deutlich höheren Verkaufszahlen bei Porsche einen deutlich grösseren Gebrauchtwagenmarkt gibt, der die Wachstumszahlen bei den Neukäufen dämpft.
Porsche hatte in den letzten Quartalen mit höheren Vertriebs- und Logistikkosten zu kämpfen. Dies hat sich auf die Marge ausgewirkt. Trotz hoher Absatzzahlen ist der Gewinn pro verkauftem Fahrzeug erneut gesunken. Im Vergleich zu anderen Luxusmarkenanbietern steigt der durchschnittliche Verkaufspreis pro Fahrzeug nicht weiter an. Das lässt die Aktie insbesondere im Vergleich zur Konkurrenz aus Maranello schlechter aussehen.
Asien, China, BYD… immer ein grosses Thema. Ist das eine ernsthafte Konkurrenz für Tesla? Um noch den asiatischen Bereich zu beleuchten.
Ich kenne die Fahrzeuge nicht gut genug, aber was sich gezeigt hat, ist, dass Tesla in China dreimal die Preise deutlich senken musste. Das liegt nicht nur daran, dass sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt, sondern auch daran, dass die Konkurrenz ernsthafter geworden ist. Und damit meine ich nicht Mercedes und BMW mit ihren Autos, sondern die lokale Konkurrenz. Hier hat China nämlich eine Industrie aus dem Boden gestampft oder aus dem Nichts geschaffen. Es ist auch etwas einfacher, ein Elektroauto zu bauen als ein mechanisches Auto. Das haben wir in den letzten Jahren gesehen. Man braucht einfach sehr gute Software und sehr gute Komponenten. Und wenn man die sehr effizient zusammenbauen kann, dann kann man auch Tesla das Wasser reichen.
Es kommen auch viele neue Modelle von BYD, die vor der Markteinführung indirekt gefördert werden. Wie nachhaltig ist das? Denn Tesla ist nach wie vor in der Lage, die Preise weiter zu senken. Man sieht natürlich, dass deren Stückzahlen nach oben gehen und die Stückkosten nach unten. Das wird spannend bleiben.
Was sind derzeit die drei teuersten Standard-Luxusautos?
Eine gute Frage, Herr Nussbaumer. Früher konnte ich sie wie aus der Pistole geschossen beantworten. Heute bin ich nicht mehr so auf dem Laufenden. Früher habe ich mir immer diese Autozeitschriften gekauft, zum Beispiel «Auto Motor und Sport». Aber ich denke, wenn man sich jetzt das Luxussegment anschaut, dass man für die Mercedes AMG, die BMW M-Power und die Audi S Geld ausgeben kann und natürlich auch im Luxusbereich einen relativ guten Wert bekommt. Bugatti ist in Bezug auf Preis und Exklusivität wohl am herausragendsten, gefolgt von Ferrari und Porsche.
Zum Abschluss, welche vier Aktien aus diesem Segment finden Sie als spannend?
Im Luxussegment ist für mich Ferrari der absolute Favorit. Wenn ich mir die Finanzen anschaue und die konstanten Wachstumszahlen, aber auch die neuen Modelle und die Pipeline… Da kommt wirklich etwas von Ferrari und die haben sich nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht. Die neuen SUVs, aber auch die ersten BEVs und Supersportwagen sorgen für einen starken Absatz auf hohem Preisniveau. Ich glaube, dass der Aktionär das auch mit einem anderen Multiple oder einer höheren Bewertung honoriert haben möchte.
Im Premiumsegment würde ich derzeit auf Mercedes-Benz setzen. Durch die starke Fokussierung auf das Premium-/Luxussegment (AMG, GT’s, G-Klasse, S-Klasse, Maybach, EQS-SUV etc.) haben sie einen klaren Vorsprung gegenüber Audi und BMW. Ich habe die Aktien analysiert und es zeigt sich, dass Mercedes sich in den letzten, sagen wir, 9 bis 12 Monaten von der Konkurrenz abgesetzt hat. Der durchschnittliche Stückpreis pro Fahrzeug ist bei Mercedes mit USD 75’000 am stärksten gestiegen. Bei Audi sind wir bei USD 56’000 und bei BMW bei USD 53’000. Also diesen Sprung hat Mercedes gemacht und, wenn sie das weiter erfolgreich weiterführen, wird sich das auch im Aktienkurs widerspiegeln.
Die dritte Aktie ist Porsche. Bei Porsche sehen die Aktien der PAH3 Holding sehr attraktiv aus. Vor allem wegen der hohen Dividendenrendite und der tiefen Bewertung. Die 911er-Aktie könnte noch etwas unter Druck bleiben, da die höheren Kosten auf die Margen drücken. Für 2024 wurden die Ziele unverändert belassen, was aber angesichts der schwierigen Wirtschaftslage nicht einfach sein wird. Aber wenn sich jetzt die Margen stabilisieren und wir nicht in eine Rezession rutschen, dann ist die 911er-Aktie sicherlich auch eine gute Aktie für das Portfolio.
Bei einer vierten Aktie bin ich im Moment etwas überfragt. Wenn Lamborghini an die Börse geht, würde ich die Aktie kaufen, wenn die Bewertung stimmt. Von Volkswagen bin ich im Moment nicht so begeistert, auch wenn die Aktie günstig aussieht. Ich würde mich auf die ersten drei und einen Überraschungskandidaten beschränken.
Auf Basis der drei Aktien Ferrari, Mercedes und Porsche haben wir einen BRC mit einer amerikanischen Barriere von 58.91% aufgelegt. Das Produkt, mit einer Laufzeit von 12 Monaten, ist derzeit in Zeichnung und zahlt einen Coupon von 10%. Alle Details zu dieser spannenden Idee finden Sie in der folgenden Tabelle.
Vielen Dank Herr Porfiri!
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Maurizio Porfiri
Chief Investment Officer bei CAT Financial Products
Maurizio Porfiri ist verantwortlich für den Ausblick auf die Finanzmärkte, die Entwicklung und Publikation von Anlagestrategien für die Gruppe sowie die Entwicklung von massgeschneiderten Anlagelösungen, Asset Allocation und Trading-Ideen. Darüber hinaus ist er für die Optimierung und Restrukturierung bestehender Kundenportfolios verantwortlich.