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Partizipation: Einmal um die ganze Welt

08.01.2025 5 Min.
  • Serge Nussbaumer
    Chefredaktor

Seit mehr als 35 Jahren bietet der Struki-Markt mit Tracker-Zertifikaten einen Zugang in die grosse Börsenwelt. Zuletzt nutzten Anleger diese Produkte auch und gerade, um den Boom bei den Kryptowährungen abzugreifen. Neben der direkten Partizipation umfasst das Marktsegment auch teilgeschützte Strukturen, allen voran das Bonus-Zertifikat.

Der Flughafen Zürich kann getrost als «Tor zur Welt» bezeichnet werden. Im aktuellen Winterflugplan heben 53 Airlines von Kloten ab, um knapp 170 Destinationen anzusteuern. Traditionell ist das Fernweh zu Weihnachten besonders stark ausgeprägt. Allein am 20. Dezember wurden am Flughafen Zürich rund 94’000 Passagiere abgefertigt. Vier Tage vor Heiligabend dürfte sich auch so mancher Investor am Check-in eingereiht haben. Am Ziel angekommen werden sich urlaubende Anleger Gedanken darüber gemacht haben, wo die Reise an den Kapitalmärkten im neuen Jahr hingeht. 

Die Liste der Destinationen ist auch hier lang. Seit mehr als drei Jahrzehnten steuert der Markt der Strukturierte Produkte Verbindungen zu diesem speziellen Flugplan bei. 1989 wurde in Deutschland das erste Index-Zertifikat auf den DAX emittiert. Die daraus entstandene Produktkategorie «Partizipation» hat sich seither dynamisch entwickelt. Sie umfasst neben dem Tracker-Zertifikat, gemäss Definition der Swiss Structured Products Association (SSPA), Outperformance-, Bonus- und Twin-Win-Zertifikate.

Riesiger Fundus

Tracker dominieren. An SIX sind aktuell 1’456 Anlageprodukte kotiert, die ihrem Basiswert in einem bestimmten Bezugsverhältnis folgen. Bei mehr als 80% dieser Vehikel ist die Laufzeit nicht begrenzt, es handelt sich also um Open End-Papiere. Der grosse Vorteil dieser Produkte ist, dass Anleger bereits mit einem geringen Kapitaleinsatz an der Wertentwicklung ganzer Märkte oder Sektoren teilhaben können. Sie ebnen den Weg in die verschiedensten Teile der Börsenwelt. Neben Aktien zählen dazu Währungen, Anleihen, Zinssätze oder Rohstoffe.

Folgerichtig hat der kometenhafte Aufstieg der Kryptowährungen vor der Struki-Branche nicht Halt gemacht. Die Emittenten bilden mit Tracker-Zertifikaten sowohl einzelne Coins als auch Aktien von Unternehmen ab, die von diesem Trend profitieren. In den Handelsdaten SIX kommt der Run auf diese junge Anlageklasse deutlich zum Vorschein. Im November 2024 basierten 5 der Top-10-Anlageprodukte auf einer Kryptowährung. Die Tracker ZXBAAV und ZBABV auf den Bitcoin ragten heraus. Das Duo stand für mehr als 30% der gesamten Handelsumsätze in der Kategorie Anlageprodukte. 432 Abschlüsse wurden im Berichtsmonat an der Schweizer Börse mit den beiden Produkten getätigt. Ihr durchschnittliches Volumen lag bei mehr als einer halben Million CHF.

Passiv und aktiv

Für gewöhnlich bilden die Emittenten den jeweiligen Basiswert über den Einsatz von Optionen ab. Mitunter nehmen sie auch ein direktes Investment in das zugrunde liegende Asset vor. Das Ziel ist immer gleich: Der Referenzwert soll so präzise wie möglich abgebildet werden. Hier steht die Zertifikateindustrie im direkten Wettbewerb mit den Anbietern von Exchange Traded Funds, kurz ETFs. Immer häufiger steigen die Struki-Emittenten auch mit aktiven Portfoliomanagern in den Ring. In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Actively Managed Certificates (AMCs) stetig zugenommen. Hinter diesem Kürzel verbergen sich Tracker, die eine bestimmte Anlageidee verbriefen. Der verantwortliche Investmentmanager stellt das entsprechende Portfolio zusammen, überwacht es und nimmt bei Bedarf Änderungen vor. Wir haben uns im vergangenen März ausführlich mit dem AMC-Segment beschäftigt.

Mit Teilschutz nach oben

Weniger die direkte Partizipation als vielmehr eine teilgeschützte Positionierung ist die Kernkompetenz der Bonus-Zertifikate. Grundsätzlich gilt: Solange das zugrunde liegende Asset nicht auf oder unter eine vorab festgelegte Barriere fällt, entspricht die Rückzahlung mindestens dem Bonus-Niveau. Sollte der Basiswert zum Laufzeitende über dem Bonus-Level stehen, steigt der Ertrag aus dem Strukturierten Produkt entsprechend. Bei einem Bonus-Zertifikat mit Cap ist die Tilgung auf den Höchstbetrag begrenzt. Für den Fall, dass der Basiswert die Barriere verletzt, erlischt der Teilschutz. Dann mutiert das Bonus-Zertifikat zum klassischen Tracker. Um in den Vorteil der teilgeschützten Positionierung zu kommen, müssen Anleger auf die Dividenden aus dem Basiswert verzichten. Sie werden von den Emittenten zur Finanzierung des Bonus-Zertifikats verwendet. Aufgrund dieser Bauart sind Aktien mit hohen Gewinnbeteiligungen als Underlying für diese Produktart besonders interessant.

Zwei Beispiele – positiv und negativ

Im SMI zählt Swisscom traditionell zu den Unternehmen, die zuverlässig hohe Kapitalsummen auskehren. Diesen Umstand nutzt Julius Bär für das Bonus-Zertifikat SBJOJB. Im Februar 2024 lancierte die Privatbank das Produkt zum Emissionspreis von CHF 505.80. Swisscom fuhr seither einen ziemlichen Zick-Zack-Kurs und notiert aktuell knapp CHF 3 über dem Startwert. Dagegen hat sich das Zertifikat auf CHF 536 verteuert. Hier macht sich der Bonus-Mechanismus bezahlt. Sofern der Telekomtitel bis zur Schlussfixierung am 13. August nicht auf die Barriere von CHF 404.64 oder tiefer abrutscht, beläuft sich die Rückzahlung auf CHF 556.38. Was zeigt, dass mit einem Bonus-Zertifikat auch in Seitwärtsmarkten attraktive Renditen möglich sind. 

Natürlich gibt es auch Papiere, bei denen das Teilschutz-Kalkül nicht aufgegangen ist. Im vergangenen September hat Vontobel die Pharmawerte Eli Lilly, Novo Nordisk, Roche und Ypsomed für das Bonus-Zertifikat ZMACRV zusammengebracht. Kurz vor Weihnachten ging bei Novo Nordisk die Barriere von 65% des Anfangskurses in die Brüche. Dadurch ist die Bonuschance von 20% weg. Zum Laufzeitende im September 2026 bekommen Anleger stattdessen Aktien des schwächsten Basiswertes geliefert. Aus heutiger Sicht wären es Anteilsscheine von Novo Nordisk – der Diabetes- und Adipositas-Spezialist notiert knapp 30% unter dem Strike. Beim Zertifikat selbst fällt der Abschlag, unter anderem wegen der fehlenden Dividenden, noch üppiger aus.

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