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payoff Learning Curve

Sekundärmarkt: Gebraucht, günstig, gut

14.11.2024 5 Min.
  • Serge Nussbaumer
    Chefredaktor

Finanzprodukte werden auf verschiedenen Märkten mit unterschiedlichen Eigenschaften gehandelt. Wir geben einen Einblick was sich dabei hinter primär und sekundär verbirgt und stellen interessante Anlagelösungen vor.

Wer ein neues Auto kaufen will, steht vor der Frage: Neu oder gebraucht? Doch ganz gleich, wie die Entscheidung ausfällt: Ein Auto kauft man nicht einfach so. Ähnlich verhält es sich mit dem Kauf von Strukturierten Finanzprodukten. Auch hier muss sich der Anleger entscheiden: Primär- oder Sekundärmarkt. Und es versteht sich von selbst, dass auch hier weniger die Emotion als vielmehr das detaillierte Wissen über das gewählte Produkt der Schlüssel zum Erfolg ist. 

Zwei Märkte, zwei Chancen

Der Unterschied ist relativ schnell erklärt: Der Primärmarkt ist der Markt, auf dem Wertpapiere erstmals emittiert und an Anleger verkauft werden. Möchte ein Emittent ein Strukturiertes Produkt lancieren, bringt er es – oft mit einer Zeichnungsfrist – an den Kapitalmarkt. Anleger können es dann als Erstverkauf direkt vom Emittenten erwerben. Der Sekundärmarkt hingegen ist ein Markt, auf dem bereits emittierte Wertpapiere zwischen Anlegern gehandelt werden. Der Emittent ist hier also nicht mehr involviert. Der Handel findet nur zwischen den Anlegern statt und die jeweilige Transaktion hat keinen Einfluss auf die Verpflichtungen des Emittenten. Der Sekundärmarkt bietet somit den Anlegern der «ersten Stunde» die Möglichkeit, ihre gezeichneten Finanzpapiere jederzeit zu liquidieren, d.h. zu verkaufen, und gibt anderen die Chance, diese zu erwerben. Auf dem Primärmarkt wiederum kann der Wettbewerb zwischen den Emittenten von Vorteil sein. Wenn viele Finanzinstitute ähnliche Produkte anbieten, kann es für den Einzelnen schwieriger sein, diese zu verkaufen, und einige Emittenten können attraktivere Konditionen anbieten, um sich von der Masse abzuheben.

Chancen gibt es auf beiden Seiten und so kann auch ein Blick in den «Second-Hand-Laden» durchaus lukrativ sein. Vor allem im Bereich der Barriere Reverse Convertible (BRC) bieten sich im Sekundärhandel oft gute Einstiegsmöglichkeiten. Aufgrund verschiedener Faktoren wie Volatilität, Provision oder auch verkürzter Laufzeit kann die Preisstellung besonders attraktiv sein. Ein weiterer Vorteil ist, dass Anleger nicht immer bis zum Laufzeitende warten müssen, sondern jederzeit einsteigen können. Dies gilt auch für den Fall, dass die Barriere einmal berührt oder durchbrochen wird oder der Geldkurs dynamisch über den Emissionspreis steigt. In letzterem Fall kann die Strategie, Gewinne mitzunehmen und neue Chancen zu suchen, durchaus erfolgversprechender sein, als den Rest der Laufzeit quasi auszusitzen. Zudem lassen sich individuelle Handelsideen am Kapitalmarkt oft schneller und flexibler mit bereits gehandelten Produkten umsetzen – sei es mit Discount- und Bonus-Zertifikaten oder dem Schweizer Liebling BRC.

Auf die Details kommt es an

Um zu entscheiden, ob es sich um eine neue oder gebrauchte Anleihe handelt, ist es wichtig, die einzelnen Komponenten und das Auszahlungsmuster zu kennen. Darüber hinaus sollten sich Anleger, die auf dem Sekundärmarkt aktiv werden wollen, mit dem Thema Stückzinsen auseinandersetzen. Dies ist wichtig, um die Rendite berechnen zu können. Die Preisfestsetzung für einen BRC kann «dirty» oder «clean» erfolgen. Im ersten Fall werden die zum Zeitpunkt des Kaufs oder Verkaufs aufgelaufenen Zinsen in der Preisstellung berücksichtigt. Der Kurs spiegelt somit immer den tatsächlichen Wert des Produktes wider. Beim «Clean Pricing» sind die Stückzinsen nicht im Preis enthalten, sondern werden separat ausgewiesen.

Dreimal «zweite Chance»

Wer sich im derzeit leicht angeschlagenen Luxussektor positionieren möchte, kann einen Blick auf den im August emittierten Multi-BRC (ISIN CH1358043391) auf Hermès, Kering und LVMH werfen. Das Produkt der ZKB bietet bei einer Restlaufzeit von 10 Monaten eine satte Renditechance von 12.2% (15.2% p.a.). Die Risikopuffer können sich sehen lassen: Die Aktien von LVMH und Hermès weisen einen stolzen Abstand von über 40% zu ihren Barrieren auf, beim Schlusslicht Kering sind es immerhin noch 34.9%. Auf diesem Niveau notierte Kering zuletzt Mitte 2016. Hinzu kommt, dass der Grossteil der schlechten Nachrichten bei der Gucci-Mutter inzwischen eingepreist sein dürften. Nach einem Umsatzeinbruch im 3. Quartal hat Kering davor gewarnt, dass sich der operative Gewinn im laufenden Geschäftsjahr um fast die Hälfte verringern könnte. Ganz anders Hermès. Der französische Luxuskonzern trotzte der hohen Inflation und den konjunkturellen Unsicherheiten und verbuchte für den Zeitraum Juli bis September ein Umsatzplus von 11.3%.

Anleger, die an eine Aufholjagd des SMI glauben – aktuell liegt der Index mit einem Plus von 9% sieben Prozentpunkte hinter dem DAX – sind mit dem gebrauchten Bonus-Zertifikat (ISIN CH1254567980) der Bank Vontobel auf den SMI gut beraten. Das Ende April fixierte Papier bietet zwar keine Bonusrendite mehr, dafür aber die Möglichkeit, bis zur Fixierung am 28.04.2025 gepuffert und 1:1 an weiteren Kursgewinnen zu partizipieren. Die massgebliche Barriere liegt bei 9’570.39 Punkten und damit 21.5% vom aktuellen Niveau entfernt.

Oder darf es etwas spezieller und risikoreicher sein? Der Multi Barrier Reverse Convertible (ISIN CH1358858103) von Leonteq auf das heimische Gesundheitswesen-Trio DocMorris, Sonova und Straumann könnte Schwung ins Depot bringen. Aufgrund der zuletzt schwachen Performance von DocMorris hat sich die ursprüngliche Renditechance von 17% p.a. auf mittlerweile 34% p.a. verdoppelt. Der Kurs des Basiswertes litt zuletzt unter einem Grundsatzverfahren um Preisnachläss auf verschreibungspflichtige Medikamente. Hier gab es zu-letzt positive Signale. Laut Jefferies-Analyst Martin Comtesse hat ein Generalanwalt eine abschliessende Stellungnahme abgegeben, welche sich klar für Boni auf verschreibungspflichtige Medikamente ausspricht. Das endgültige Urteil des Europäischen Gerichtshofs wird in den nächsten zwei bis drei Monaten erwartet. Dies liegt noch deutlich innerhalb der Laufzeit des BRC, die spätestens im Juli 2025 endet.

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