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payoff Claudio Schneider CEO und Gründungspartner von DCAP Interviews

Web3 und Digital Assets: Ein Blick in die Zukunft des Investments

19.02.2025 7 Min.
  • Serge Nussbaumer
    Chefredaktor

Herr Schneider, wer ist DCAP?

DCAP ist ein in Zürich ansässiger Vermögensverwalter, welcher sich auf Anlagelösungen im Bereich Digital Assets/Crypto und Web3 konzentriert. Unser Team besteht aus Experten und Spezialisten aus dem Institutionellen Asset Management sowie Ingenieure aus der Blockchain Technologie. Der breite Erfahrungs- und Wissensschatz unserer Mitarbeiter über beide Bereiche hinweg, das traditionelle Anlagegeschäft und der Technologie, ist uns wichtig. Für unsere Kunden verwalten wir Kollektivanlagen und Mandate. Unsere Mission ist es, unseren Investoren Anlagelösungen anzubieten, welche die vielen Opportunitäten in diesem jungen und stark wachsenden Markt ergründet, erfasst und risikobewusst verwaltet. 

Web3 wird bei Ihnen häufig hervorgehoben – ist das der Kern Ihrer Vision und tatsächlich die Zukunft?

Der Begriff Web3 beschreibt die dritte Generation des Internets, das dezentralisiert ist und auf der Blockchain-Technologie basiert. Während in den ersten beiden Generationen des Internets Informationen digitalisiert (Bücher, Musik etc.) und über das Internet global zugänglich gemacht wurden, bringt das Web3 Eigentum, dessen Identifizierung und Übertragung in den digitalen Raum. Im Internet können Werte nun dezentral gehalten und übertragen werden, direkt und in Lichtgeschwindigkeit von Mensch zu Mensch, ohne zentrale Vermittler und Parteien. Dies führt zu enormen Effizienzgewinnen. Darüber hinaus kann das Eigentumsregister der Blockchain-Technologie durch sogenannte Smart Contracts um Funktionalität/Logik erweitert werden. Wie das Eigentumsregister ist auch die Funktionalität/Logik auf der Blockchain unveränderlich. Dadurch entstehen unzählige neue Anwendungs- und Geschäftsmodelle direkt im Internet, deren Ausmass wir heute noch gar nicht abschätzen können. Schliesslich ist zu beachten, dass auch andere Technologien wie Künstliche Intelligenz oder Virtual Reality stark von der Blockchain profitieren und sich gegenseitig beflügeln. Experten gehen davon aus, dass das Web3 bis 2030 einen Wertzuwachs von rund 40% pro Jahr verzeichnen wird.

Sie sind Mitgründer von DCAP – wie ist es dazu gekommen?

Im Jahr 2018 habe ich das i.AM Lab mitgegründet, ein Web3-Studio, welches Anwendungen in Form von Programmen auf der Blockchain für Unternehmen und Finanzinstitute entwickelt. 2018 war ein Crypto-Bärenmarkt, was uns geholfen hat, gute Talente im Bereich Web3-Technologie zu rekrutieren und ein tiefes und breites Know-how in diesem Bereich aufzubauen. Als der Crypto- und Blockchain-Markt im Jahr 2020 wieder anzog, wurden wir über unser Netzwerk oft gefragt, wie und wo man investieren könne. Aus diesen Anfragen entstand dann die Idee, einen Asset Manager zu gründen, der über diese Expertise im Bereich Web3, Blockchain und Crypto verfügt. Diese Idee nahm 2021 Gestalt an, als drei institutionelle Partner unser Potenzial erkannten und mit uns zusammenarbeiten wollten. Im Jahr 2022 gründeten wir DCAP mit dem Ziel, führende Web3-Investmentlösungen zu entwickeln. Seitdem haben wir unser Team, unsere Investmentstrategie und unsere Prozesse weiterentwickelt und ausgebaut. Zudem strebten wir von Anfang an eine FINMA-Lizenz an, die wir 2023 erhielten. Wichtig war uns auch die Zusammenarbeit mit erstklassigen Servicepartnern, also Banken, Custodians und Administratoren im Jahr 2024 stand das von uns angestrebte institutionelle Set-up und wir lancierten unsere Anlagestrategien und -lösungen.

Was unterscheidet DCAP von klassischen Vermögensverwaltern?

Der deutliche Fokus auf den Megatrend Web3/Digital Asset unterscheidet uns von den meisten Vermögensverwaltern. Dieser Bereich wächst sehr stark, es passiert sehr viel und das Wachstum beschleunigt sich von Tag zu Tag. Es ist schwierig, den Überblick zu behalten. Deshalb braucht es Spezialisten, die sich auf diese neue Anlageklasse fokussieren. Wir sehen Ähnlichkeiten mit dem Hedgefund-Markt und dem Aufkommen der Private Marktes Anfang der Neunzigerjahre, als die ersten Boutiquen oder Nischenplayer in diesem Segment entstanden sind und sich bis heute behauptet haben.

Wer kann Kunde von DCAP werden und wie geht das?

Wir verwalten Kollektivanlagen für institutionelle und professionelle Kunden sowie Anlagen, in die auch Privatkunden investieren können. Unsere Anlagelösungen können einfach über Schweizer Banken gezeichnet werden. Informationen dazu finden Sie auf unserer Website. Im Rahmen von Mandaten verwalten wir auch Vermögen von Unternehmen und Stiftungen. Diese Kundengruppe schätzt, dass wir mit unserem Team die Expertise im traditionellen Anlagegeschäft wie auch im digitalen Web3-Bereich abdecken und ganzheitliche Anlagestrategien konzipieren und in einem institutionellen Risikomanagement umsetzen können. 

Sie haben erwähnt, dass Sie früh mit Bitcoin in Berührung kamen, obwohl Sie damals als Investmentbanker im Bereich Fixed Income tätig waren – das klingt ja eher ungewöhnlich. Wie kam es dazu und haben Sie gleich investiert?

Ja, durch Zufall bin ich 2009, als ich noch im Investment Banking in London gearbeitet habe, im Internet auf einen Artikel zum Thema Bitcoin gestossen. Ich fand das Konzept auf Anhieb spannend, war aber – wie alle anderen auch – zunächst etwas skeptisch. Trotzdem wollte ich einen kleinen Betrag investieren. Der Bitcoin stand damals bei rund USD 2. Leider bekam ich einen Anruf, wurde abgelenkt und habe den Kauf nicht getätigt. Das war wahrscheinlich das teuerste Telefongespräch meines Lebens. Erst im Jahr 2016, bei einem Kurs von rund USD 400, habe ich das erste Mal für mich in Bitcoin investiert. Heute weiss ich aber, dass es nie zu spät ist, in Digital Asset und Web3 zu investieren, die Anlageklasse ist noch sehr klein und wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung.

Mitte 2024 hat DCAP einen AMC zu Megatrends lanciert. Welche Megatrends beobachten Sie derzeit und welche erwarten Sie für die Zukunft?

Das Web3 Megatrends AMC ist eine reine Digital Asset, Core-Satellite Strategie. Wir investieren den Grossteil des Portfolios in die Kerninfrastruktur des Web3 (Core). Dabei handelt es sich um Technologien und Protokolle, die das Web3 ermöglichen und bereits eine hohe Nutzerzahl, starkes Wirtschaftswachstum und Netzwerkeffekte aufweisen. Einen kleineren Teil des Portfolios investieren wir in sogenannte Megatrends (Satelliten), d. h. aufstrebende und schnell wachsende Sektoren im Web3, wie z. B. AI-Agenten oder dezentrale physische Netzwerke auf Basis der Blockchain. Diese Anwendungen haben ein hohes Potenzial, sind aber oft noch sehr jung und entsprechend risikobehafteter, weshalb wir hier nur kleinere Allokationen eingehen und stark diversifizieren. 

Ist das AMC auch für den öffentlichen Vertrieb zugänglich?

Ja, das Web3 Megatrends AMC hat einen europäischen Prospekt und ist in der Schweiz für den öffentlichen Betrieb zugänglich. Es kann bei jeder Schweizer Bank unter Angabe der ISIN gekauft werden.   

Welche drei Anlagemöglichkeiten sollte ich neben Ihren Produkten im Auge behalten?

Klar ist, dass die globale Innovationskraft, die Digitalisierung immer schneller wird. Der rasante technologische Fortschritt, den wir erleben, wird die Welt, d. h. unsere sozialen und wirtschaftlichen Systeme grundlegend verändern. Dies bietet grosse Opportunitäten für Investoren. Diese werden hauptsächlich im Technologiebereich zu finden sein und bei Unternehmen, die neue Technologien aufgreifen und ihre Geschäftsmodelle entsprechend anpassen. Neben Digital Assets sind daher sicherlich auch Aktien von Technologieunternehmen spannend. Wichtig ist, die kurzfristige Volatilität, den täglichen Lärm auf allen Kanälen auszublenden und den langfristigen Trend im Auge zu behalten.
Die besten Investitionen der letzten 30 Jahre waren Anlagen in Unternehmen, die die digitale Transformation von Informationen ermöglichten, wie z. B. Apple, Microsoft, Meta, Amazon etc. Die nächsten Jahrzehnte werden von Unternehmen und Projekten geprägt sein, die die digitale Transformation von Eigentum und Kapital ermöglichen, den Web3-Unternehmen. Und von solchen, die die digitale Transformation der Intelligenz ermöglichen, wie AI-Unternehmen. 

Wie wird AI das Asset Management in Zukunft beeinflussen und prägen?

Sehr stark. Wir verfolgen bereits Projekte, bei denen eine AI auf der Blockchain selbstständig Portfolios von Digital Assets/Cryptos verwaltet. Oft sehr erfolgreich. Ein gutes Beispiel dafür, wie Blockchain-Technologie und KI zusammenkommen und welche Geschäftsmodelle dadurch möglich werden. Ein autonomer AI-Agent, ein Algorithmus, kann Werte auf der Blockchain verwalten, weil diese Werte Teil der Technologie des Internets sind. Ein autonomer AI-Agent kann jedoch kein Bankkonto eröffnen oder nur sehr viel schwieriger Werte im traditionellen Bankgeschäft verwalten, da die Werte/Anlagen nicht tokenisiert sind, sondern analog in isolierten Datenbanken aufgeführt werden.

Vielen Dank!

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Claudio Schneider ist CEO und Gründungspartner von DCAP, einem Asset Manager für Web3 und Crypto. Zuvor war er Mitgründer von i.AM Lab, einem Web3-Studio, in dem er als Managing Partner tätig war, bevor er DCAP ins Leben rief. Seine Karriere begann er im Investment Banking und arbeitete in den Kapitalmarktabteilungen von UBS IB und Barclays Capital in London und Zürich.

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